Menschliche Gehirne schrumpfen im Laufe des Erwachsenenalters. Die bisher vorherrschende Meinung in der Wissenschaft war, dass ein höherer Bildungsabschluss die Schrumpfung verlangsamt oder sogar aufhält. Langjährige Verlaufsstudien gab es allerdings dazu nicht.

Das hat sich nun allerdings durch die sog. Lifebrain-Studie geändert. Auf der Grundlage mehrerer groß angelegter Verlaufsstudien aus verschiedenen europäischen Ländern war untersucht worden, wie sich die Gehirne von Erwachsenen im Verlauf des Lebens verändern und ob Bildung dabei eine Rolle spielt. Die Forscher:innen maßen die Hirnalterung, indem sie das Volumen der Großhirnrinde und des Hippocampus bei mehr als 2.000 Studienteilnehmenden mithilfe der strukturellen Magnetresonanztomographie (MRT) vermaßen. Das Schrumpfen dieser beiden Bereiche des Gehirns ist Teil der normalen Alterung. Um die Veränderungen zu erfassen, wurden die Gehirne der Teilnehmenden über einen Zeitraum von bis zu 11 Jahren bis zu dreimal hintereinander untersucht. Die Ergebnisse zeigten zwar einen positiven Zusammenhang zwischen dem Volumen einiger Bereiche des Gehirns und dem Ausmaß an Bildung. Jedoch nahm bei Erwachsenen, die höhere Bildungsabschlüsse erreicht hatten, das Hirnvolumen genau so sehr mit dem Alter ab wie bei Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen. Die Ergebnisse legten also nahe, dass höhere Bildung die Gehirnalterung nicht verlangsamt, so die Studienautor:innen.


Quelle:
Nyberg L et al. (2021) PNAS. DOI: 10.1073/pnas.2101644118