Nun endlich – im April – ist der Bann gebrochen. Es hat lange, viel zu lange, gedauert, bis jetzt auch die niedergelassene Ärzt:innen Corona-Impfungen verabreichen dürfen – zunächst allerdings erst einmal in homöopathischen Dosen.

Warum allerdings in mehreren Bundesländern dafür erst Modellprojekte der KVen anlaufen mussten, in denen in Arztpraxen Corona-Impfungen erprobt wurden, bleibt ein Rätsel. Warum sollten Mediziner und speziell hausärztlich tätige Ärzt:innen nicht gleich mit dem Impfen beginnen, sofern genug Impfstoff vorhanden? Denn "Impfen ist eine genuin hausärztliche Tätigkeit", stellt DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer völlig zu Recht fest. Warum müssen Allgemeinärzt:innen das erst in Modellpraxen für Corona-Impfungen nochmals unter Beweis stellen?

Jede Ärzt:in kann impfen

Zum Glück hat nun auch die Bundeskanzlerin erkannt, dass sie ihr Versprechen, allen Bürger:innen bis zum 21. September ein Impfangebot zu unterbreiten, nur dann einhalten kann, wenn sie alle niedergelassenen Ärzt:innen – auch die Fach- und Betriebsärzte – mit ins Boot nimmt. Das wird allerdings jetzt im April und Mai angesichts der stark limitierten Impfstoffmengen für die Hausarztpraxen kaum durchschlagen. Wenn aber dann mal genug Impfstoff zur Verfügung steht und alle Praxen etwa am Mittwoch- oder Freitagnachmittag oder auch am Samstag eine Impfsprechstunde einrichten, könnten pro Woche bis zu 5 Millionen Bürger:innen geimpft werden. Dann könnte das Thema im September tatsächlich durch sein. Das wäre dann spät, aber hoffentlich noch nicht zu spät.

Dabei kann man getrost davon ausgehen, dass Hausärzt:innen die Impfungen mit weit weniger Reibungsverlusten durchziehen werden, als dies bei manchen COVID-19-Impfzentren der Fall war. Allerdings sollten die niedergelassenen Ärzt:innen ihren Vertrauensvorschuss nicht damit verspielen, dass sie nun eine völlig kontraproduktive Honorardebatte lostreten. Die zu erwartenden Honorare fürs Impfen gerade auch bei Haus- und Heimbesuchen oder für die Impfberatung sind akzeptabel. Angesichts der Masse an Impfungen wäre es wichtiger, wenn die Politik den absurden bürokratischen Dokumentationsaufwand für die COVID-19-Impfungen etwas verringern würde.

Hausärzt:innen sind flexibler

Der größte Vorteil der Impfungen durch Hausärzt:innen wird aber deren Flexibilität sein. Zwar muss es weiter grundsätzlich Priorisierungsreihenfolgen geben. Dennoch ist es gut, dass nach ärztlicher Beurteilung aufgrund besonderer Umstände auch individuelle Prioritäten gesetzt werden können. Reibungslos wird der Corona-Impfstart light aber auch in der Hausarztpraxis nicht über die Bühne gehen. Schon jetzt sollten sich Hausärzt:innen auf Kontroversen einstellen. Diese werden dann aufkommen, wenn Patient:innen meinen, prioritär geimpft zu werden, aus der objektiveren Sicht der Hausärzt:in aber erst mal warten müssen, fürchtet Ihr


...hofft Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (4) Seite 29