Es besteht eine begründete Aussicht, dass man in diesem Sommer wieder reisen können wird. Wenn auch womöglich erst einmal nur innerhalb Deutschlands. Da wäre eine gemütliche Flussfahrt entlang von Mosel und Rhein vielleicht gar keine schlechte Idee, schließlich gibt es da eine Menge zu entdecken. Unsere Reiseautorin Dr. Renate Scheiper hat sich jedenfalls schon einmal auf den Weg bzw. das Schiff gemacht – als man das noch einigermaßen problemlos konnte.

Noch schnell ein Foto vom Kölner Dom, bevor die "Rhein Melodie" am Nachmittag Fahrt aufnimmt rheinaufwärts. Die schönen Häuser der Kölner Altstadt ziehen an uns vorbei und buntes Leben auf den Wiesen. Gründlich und doch überraschend schnell waren die Corona-Überprüfungen vor dem Einchecken bei jedem Passagier erledigt. "Abstand 1,50 m" erinnern überall Banderolen auf dem Fußboden. Die 170 Passagiere tragen alle Mund-Nasen-Schutz und sind in zwei Gruppen eingeteilt wegen der Abstandsregeln: Zum Beispiel nimmt Gruppe A alle Mahlzeiten als Erste ein, danach Gruppe B. Am nächsten Tag umgekehrt, damit niemand benachteiligt oder bevorzugt wird. Diese Einteilung gilt auch bei Ausflügen, allerdings meist parallel mit zwei Stadtführer:innen.

Einmal Mosel und zurück

Wir fahren über Nacht. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, liegt die "Rhein Melodie" bereits in Cochem an der Mosel. Mit einer kleinen Touristenbahn fahren einige Passagiere hinauf zur hoch über der Mosel thronenden Reichsburg. Wir aber genießen den Spaziergang durch die engen Gassen der mittelalterlichen Stadt mit schönen Fachwerkhäusern und aparten Geschäften jeder Art. Beim sportlichen Hinaufsteigen zur Burg ist die Belohnung der Blick auf unsere "Rhein Melodie" tief unten. Am späten Nachmittag geht es dann die Mosel abwärts, also wieder Richtung Rhein. Herrlich ist der Blick vom Sonnendeck auf die hügelige Weinberg-Landschaft, gesäumt von hübschen kleinen Orten. Spannend sind die Schleusendurchfahrten, wenn die "Rhein Melodie" bei den Staustufen in der Schleusenkammer wie im Fahrstuhl zwischen 6,50 m und 7,50 m "Fallhöhe" gehoben wird auf das neue Flussniveau.

Am nächsten Morgen wird die zu beiden Seiten der Mosel liegende Doppelstadt Traben-Trarbach erkundet. Ein Ort an der Mosel ist schöner als der andere. Das entzückende Städtchen Bernkastel aber im Zentrum der Mittelmosel, durch das wir am Nachmittag bummeln, schlägt alles. Eine Winzerstube liegt neben der anderen in den verschachtelten Gassen mit den schönen, alten Fachwerkhäusern. Größte Attraktion ist das 1416 erbaute schmalbrüstige "Spitzhäuschen", das unten ex-
trem schmal und oben breiter ist. An diesem Abend überrascht die Lesung eines Passagiers, eines echten Polizeihauptkommissars. Einen unglaublichen Kriminalfall hatte er zu einem spannenden Krimi verarbeitet. Der Clou: Zwischendurch sang er mit eigener Gitarrenbegleitung passende Lieder von Reinhard May und Hannes Wader. Es wurde ein voller Erfolg.

Spuren der Geschichte am Rhein

Trotz Mund-Nasen-Schutz ist die Stimmung an Bord sehr gut. Man lernt, dem anderen in die Augen zu schauen. Jeder hält sich an die Abstandsregelung. Täglich wird morgens vor dem Frühstück bei jedem die Temperatur gemessen. Auf dem Sonnendeck darf der Mundschutz – bei entsprechendem Abstand – abgenommen und tief die frische Luft eingeatmet werden. Doch alle haben sich so an den Mund-Nasen-Schutz gewöhnt, dass manchmal schon jemand das Glas zum Mund führt und merkt – oh, so geht das ja gar nicht. Großes Gelächter.

Auch heute fährt die "Rhein Melodie" wieder über Nacht. Sternenklar ist der Himmel. Ab Koblenz geht es mit Ziel Mainz rheinaufwärts. Vom Sonnendeck aus genießen wir in bequemen Liegestühlen die schönste Strecke des gesamten Rheinlaufs mit idyllischen Dörfern und Weinbergen und – nicht zuletzt – die Vorbeifahrt am berühmten Loreley-Felsen. Der Rheinlauf von Koblenz bis Bingen wurde 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Reiseleiter Marten hat viel zu tun, die Geschichte all der Burgen beiderseits der Ufer mit entsprechenden Anekdoten zu erzählen. In Mainz liegt im Schatten des Domes das Gutenberg-Museum. Vorgeführt wird für Besucher:innen, wie Johannes Gutenberg durch die Erfindung einzelner Bleibuchstaben erstmals komplette Buchseiten drucken konnte. Eine in zwei Farben gedruckte Seite des Johannes-Evangeliums ist das Ergebnis. Das war damals zwar mühsam, ermöglichte aber 1543 Martin Luther, seine Bibelübersetzung in Windeseile zu verbreiten.

Reise-Informationen
Der Kreuzfahrtspezialist nicko cruises bietet die Flusskreuzfahrt Köln – Rhein - Mosel – Köln von Mitte April bis Ende Oktober 2021 an, Telefon: 0711 / 24 89 80 – 0, Fax: 0711 / 24 89 80 – 77; E-Mail: info@nicko-cruises.de .

nicko cruises bietet zu allen Reisen verschiedene An- und Abreisepakete an, wie Zugfahrt mit Transfer zum/vom Schiff oder bequeme Busanreise mit Haustürabholung sowie bewachte Parkgarage für PKW-Anreisende.

Tipp: Wer vor oder nach der Reise noch Köln besichtigen möchte, wohnt sehr gut im "Maritim Hotel" in der Altstadt direkt am Rhein, E-Mail: info.KOL@maritim.de , Tel.: 0221-849.

Ein Höhepunkt folgt dem anderen auf dieser so interessanten Flussfahrt. Am nächsten Tag erwartet uns in Mannheim eine Überraschung: Bertha Benz, die Gattin des Erfinders des Autos, Carl Benz, führt uns "persönlich" durch die Stadt und zum Modell des "1. Patent-Motorwagens" von 1886. Auf drei Rädern konnten zwei Personen mit "rasender Geschwindigkeit" zunächst 10 km/h, dann sogar 15 km/h fahren. Ohne Wissen ihres Mannes, erzählt sie verschmitzt, machte sie mit ihrem Sohn 1888 die erste 106 km lange "Fernfahrt" von Mannheim nach Pforzheim – mit selbst behobenen Pannen unterwegs.

Ausflug ins Elsass

Mitten durch den Rhein geht bei Straßburg die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Die "Rhein Melodie" liegt am deutschen Ufer in Kehl. Problemlos wird auf der Brücke die "Grenze" passiert per Bus oder zu Fuß. Imposant sind die vielen supermodernen Gebäude der verschiedenen europäischen Institutionen. Wir tummeln uns in der schönen Altstadt von Straßburg. Reizvoll sind die farbenfrohen Fachwerkhäuschen, die sich blumengeschmückt im Wasser der zwei Ill-Arme spiegeln. Verführerisch sind die französischen Süßigkeiten, die uns in Confiserien und Konditoreien locken.

Nachmittags geht es per Bus ins Elsass durch hübsche Dörfer und vorbei an endlosen Weinfeldern nun endlich zu einer Weinprobe. Wir verkosten den im Elsass "Crémant d`Alsace" genannten Schaumwein und den fruchtig-leichten Rotwein Pinot Noir. Eine Pause wird auf der Rückfahrt noch in dem romantischen mittelalterlichen Ort Obernai gemacht. Trotz des anstrengenden Tages lassen es sich viele Passagiere nicht nehmen, abends nach der flotten Musik von Bordmusiker Micki das Tanzbein zu schwingen. Umso tiefer war der verdiente Schlaf. Denn früh wollte jeder wieder auf dem Sonnendeck sein, um nun auf der Rückfahrt rheinabwärts die reizvolle Rheinstrecke noch einmal zu erleben. Dann – endlich – die Loreley im Abendlicht. Aus den Bordlautsprechern erklingt das bekannte Volkslied. Das ist Stimmung pur.

Letzter Landgang ist Koblenz am Deutschen Eck, wo zu Füßen der Kaiserstatue die Mosel in den Rhein mündet. Letzter Höhepunkt im wahrsten Wortsinn ist die Gondelfahrt hinauf zur Festung Ehrenbreitstein mit super Blick auf Rhein und Mosel. Ein siebengängiges Gala-Menü krönt diese so interessante und doch gemütliche Flussreise. "Kölner Dom voraus", heißt es am letzten Morgen, als wir am Rheinufer anlegen. Schweren Herzens nehmen wir Abschied von unserer schönen "Rhein Melodie".



Autorin:
Dr. Renate V. Scheiper

Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (3) Seite 64-66