Weltweit sind mehr als 400 Millionen Menschen von Schwerhörigkeit betroffen. Am häufigsten ist die Schallempfindungsschwerhörigkeit, bei der die für das Hören zuständigen Haarzellen zerstört werden.

Von Geburt an besitzen wir etwa 15.000 Haarzellen in jedem Ohr, 3.500 davon gehören zu den inneren Haarzellen. Sie sind die eigentlichen Sinneszellen und wandeln die durch äußeren Schall ausgelösten Schwingungen im Innenohr in elektrische Signale um. Die äußeren Haarzellen wirken als mechanischer Verstärker und verbessern die Empfindlichkeit des Gehörs. Einmal zerstört, können sich die Haarzellen nicht mehr regenerieren und das Hörvermögen nimmt ab. Weltweit arbeitet die Wissenschaft daran, Therapien zu entwickeln, mit deren Hilfe sich die Hörsinneszellen erneuern lassen. Doch dafür ist es zwingend notwendig zu verstehen, welche Gene die Bildung der Haarzellen in der Embryonalentwicklung kontrollieren. Forschende aus Hannover haben nun das GenTbx2 in den Blick genommen, das für einen Transkriptionsfaktor kodiert, der nur in den inneren Haarzellen aktiv ist. Wird Tbx2 in den inneren Haarzellen deaktiviert, wandeln sie sich zu äußeren Haarzellen um, haben die Wissenschaftler:innen herausgefunden. Umgekehrt bewirkt eine Aktivierung von Tbx2 in den äußeren Haarzellen, dass sie sich zu inneren Haarzellen umwandeln. Diese Identifizierung von Tbx2 als molekularer Schalter für die Bildung innerer Haarzellen sei ein wichtiger Baustein für die Entwicklung regenerativer Therapien zur Behandlung von Schwerhörigkeit, so die Autor:innen.


Quelle:
Kaiser M et al. (2022) Nature Commun. DOI: 10.1038/s41467-022-35214-4