Bewegung an der frischen Luft kann ab einer gewissen Luftverschmutzung mehr schaden als nützen. Denn bei hohen Feinstaubwerten beeinträchtigt Sport im Freien das Herz-Kreislauf-System.

Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie aus Südkorea mit knapp 1,5 Millionen jungen Erwachsenen. Das Besondere an der Studie sei, dass sie erstmals eine Schwelle für die Feinstaubbelastung angibt, ab der es für Herz und Kreislauf nachteilig ist, draußen Sport zu treiben, sagen Wissenschaftler:innen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Bei moderater Feinstaubbelastung fördere die körperliche Bewegung die Gesundheit der Studienteilnehmer:innen. Bei höheren Luftverschmutzungswerten bewirkte der Sport aber das Gegenteil und schadete dem Herz-Kreislauf-System. Die Feinstaub-Grenzwerte der EU lägen ganz nah an dem Bereich, in dem laut der Studie körperliche Aktivität im Freien bereits schädlich für das Herz-Kreislauf-System ist, so das DZHK. Es gebe bereits spezielle Apps, die Daten für die Luftverschmutzung, Lärm und Temperatur erfassen und berechnen, ob Sport im Freien empfehlenswert ist oder nicht. Wichtig sei, dass die Apps es ermöglichen, die eingeatmete Dosis der Luftverschmutzung individuell abzuschätzen, nämlich abhängig von der geplanten Bewegung und den lokalen Messwerten. Denn das sei das beste Maß, um zu entscheiden, ob Sport an der frischen Luft gesund ist. Feinstaub gelangt über die Lungenbläschen ins Blut und somit zu allen anderen Organen. Im Herz und in den Gefäßen führt er zu chronischen Entzündungen, die Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall zur Folge haben können. Die kleinsten Partikel des Feinstaubs können sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden und Entzündungen im Gehirn auslösen.


Quelle:
Kim SR et al. (2021) Eur Heart J. DOI: 10.1093/eurheartj/ehab139
Münzel T et al. (2021) Eur Heart J. DOI: 10.1093/eurheartj/ehab227