Ältere Menschen erkranken nicht nur häufiger an Krebs, ihre Tumore sind auch oft aggressiver. Die Ursache dafür liegt im „alten“ Blut, wie nun eine Studie enthüllt.

Die Forscher:innen entnahmen 30 Menschen im Alter unter 30 Jahren und 30 gesunden älteren Menschen über 60 Blutproben. Anschließend kultivierten sie 2 Krebszelllinien in einer mit den Blutseren der Probanden versetzten Nährlösung. Das Ergebnis: Die mit jungem Blut kultivierten Tumorzellen veränderten sich kaum. Doch die Krebszellen, die im Serum der älteren Probanden wuchsen, zeigten deutliche Anzeichen einer Wandlung: Sie wurden aggressiver und drangen in umliegende Gewebe ein, entwickelten mobile Absiedelungen und wurden resistent gegen zwei gängige Chemotherapeutika, Carboplatin und Paclitaxel.
Dieser Wandel zu erhöhter Aggressivität bestätigte sich auch im Tierversuch. Dies zeige, dass es im Blut zirkulierende Faktoren gibt, die den Tumorzellen aggressive Eigenschaften verleihen – und die mit dem Alter zusammenhängen, so die Wissenschaftler:innen. Weitere Untersuchungen ergaben, dass vor allem 3 Metabolite in den Seren der älteren Teilnehmer deutlich vermehrt vorkamen. Von diesen löste aber nur eine den aggressiven Wandel aus: Methylmalonsäure (MMS). Im Blut lagert sich die Methylmalonsäure an Blutfette an und wird dann zusammen mit diesen von Tumorzellen aufgenommen. Dort wirkt die Substanz auf die Genaktivität der Krebszelle und aktiviert vor allem das SOX4-Gen. Dieses Gen wird bei vielen aggressiven Krebsarten anomal stark exprimiert.
Die Akkumulation von Methymalonsäure verbinde somit das Altern mit dem Krebswachstum – und das spreche dafür, dass MMS auch eine vielversprechendes Ziel für Therapien bei fortgeschrittenem Krebs sein könnte, hoffen die Forscher:innen.


Quelle:
Scinexx.de; Gomes AP et al. (2020) Nature. DOI: 10.1038/s41586-020-2630-0