Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung des Nervensystems, deren genaue Ursachen bisher noch nicht geklärt sind. Neben einer Veranlagung im Erbgut werden Virusinfektionen und auch Umwelteinflüsse, wie etwa durch die Ernährung, für MS verantwortlich gemacht.

So gibt es immer mehr Hinweise, dass das Mikrobiom des Darms eine Rolle bei vielen Autoimmunerkrankungen spielen und auch für MS ursächlich sein könnte. Einem Forschungsteam der Universität zu Lübeck (UzL) ist es nun erstmalig gelungen, einen Zusammenhang zwischen Mikrobiom, Genetik und Multipler Sklerose nachzuweisen. Die Forschenden konnten in ihrer Studie zeigen, dass Mäuse je nach genetischer Ausprägung eine unterschiedliche Anfälligkeit für MS haben, die zusätzlich vom Darmmikrobiom und dem Stoffwechsel der Darmbakterien beeinflusst wird. Dazu haben sie Mäuse untersucht, die durch eine genetische Veranlagung besonders stark von MS betroffen waren und mit Mäusen verglichen, die durch ihre genetische Veranlagung weniger stark oder gar nicht von MS betroffen waren. In dem Mikrobiom mit stark ausgeprägter MS fanden die Forschenden vermehrt die Bakterienart Lactobacillus reuteri. In weiteren Experimenten führte ein mit Lactobacillus reuteri angereichertes Mikrobiom zu einer stärkeren Ausprägung von MS. Demzufolge können Darmbakterien also selbst auch einen Einfluss auf die Ausprägung der Krankheit haben. Das zeige, welche wichtige Rolle die Ernährung, die letztlich auch das Mikrobiom beeinflusst, bei der Prävention und der Behandlung von MS spielen könnte, so die Forscher:innen und sie weisen darauf hin bzw. warnen, dass Lactobacillus reuteri aufgrund seines positiven Einflusses auf die Verdauung häufig als Probiotikum verwendet wird.


Quelle:
Montgomery TL et al. (2020) PNAS. DOI: 10.1073/pnas.2002817117