Slowenien zählt noch zu den eher weniger bekannten Urlaubsländern in Europa. Aber die Zahl der Besucher:innen wächst beständig. Und das hat Gründe: Es ist die Vielseitigkeit dieses kleinen Landes, das mitteleuropäisches, alpines und mediterranes Flair harmonisch miteinander vereint. Unsere Reiseautorin Dr. Renate Scheiper war begeistert und lässt uns an ihren Eindrücken teilhaben.

Nie hätten wir Slowenien in seiner landschaftlichen Vielfalt kennengelernt, wären in der Corona-Zeit Flüge von Deutschland nach Ljubljana nicht eingeschränkt gewesen. So flogen wir nach Klagenfurt in Österreich, wurden dort von Reiseleiterin Andrea mit ihrem Auto abgeholt. Portorož an der slowenischen Adria war unser Ziel. Das heißt: einmal quer von Nord nach Süd durch das Land auf bestens ausgebauten Autobahnen. Los geht es mit einer grandiosen, wenn auch kurvenreichen Fahrt durch den Gebirgsstock der Karawanken mit einer beeindruckenden Kulisse der bis über zweitausend Meter hohen Gipfel. Nach zwei langen Tunneln öffnet sich plötzlich eine liebliche Alpenlandschaft. Grasende Kühe auf den Wiesen. Kleine, idyllische Dörfer. Das könnte auch die Schweiz oder Österreich sein.

Land der Thermen

Wir fahren auf der A1 Richtung Maribor durch eine waldreiche Voralpenlandschaft 60 km bis zum Thermalort Dobrna. Slowenien ist auch das Land der Thermen, die an vielen Orten sprudeln. In der "Terme Dobrna" steigen aus der Tiefe heilende Thermalwasser, die schon von den Römern genutzt wurden. Das Haupthaus der Therme mit einem riesigen, glasüberkuppelten Becken und das dazugehörende kleine 4-Sterne-Boutique-Hotel liegen in einem großen Park mit hohen, uralten Bäumen. Aus 800 m Tiefe kommt das 34 Grad warme Thermalwasser.

Auf der Weiterfahrt am nächsten Morgen schnell noch einen Abstecher nach Celje mit einer sehenswerten Altstadt und der mächtigen Burg, auf der sich nach einem Mord 1456 die Habsburger einnisteten. Dann zieht es uns aber doch an die Küste nach Portorož. Früher hieß der Ort "Portorose", also Rosenhafen, was noch auf vielen Hinweisschildern so steht. Schon lange vorher kündigt sich das mediterrane Klima an: Oliven- und Orangenbäume, Zypressen, Pinien, hier und dort Weinfelder. Am Straßenrand locken Stände mit Pilzen jeder Art und Obst von Granatäpfeln über Kastanien, Äpfel und Orangen bis zu Weintrauben. Endlich dann von oben der Blick auf die blaue Adria!

Direkt an der Strandpromenade liegt das "Grand Hotel Portorož", von dessen Zimmern man über den kleinen Yachthafen bis hinüber zur Küste Kroatiens blickt. Dann schlendern wir am Wasser entlang, Leitern führen ins kristallklare Wasser hinunter. Etwas weiter im Ort wurde sogar ein Sandstrand aufgeschüttet. An der gesamten, knapp 50 Kilometer langen Küste Sloweniens gibt es keine natürlichen Sandstrände, nur Felsen. Und wer wegen der langen Autofahrten muskuläre Beschwerden haben sollte, kann sich einen Termin im angeschlossenen Medical Center geben lassen. Die Ärztin dort verordnet eine Sole-Fango-Packung und Massage.

Reminiszenzen an Venedig

Erholt kann man dann zum Beispiel einen Gang durch die berühmten Salinen unternehmen, in denen seit über 800 Jahren Salz gewonnen wird. Auch die Fonda-Fischfarm kann besucht werden – wenn es nicht gerade stürmt. Mit einem Boot kann man bei gutem Wetter hinausfahren und sich erklären lassen, wie hier im sauberen Wasser die Fische ohne Stress wachsen. Auch lohnt unbedingt ein Ausflug mit dem Linienbus in den nahen Ort Piran. Idyllischer kann ein Fischerort mit einer langen Geschichte nicht sein. Auf dem großen Hauptplatz, in dessen Mitte das Denkmal des Komponisten Tartini steht, erzählen an einigen Gebäuden Reliefs mit dem venezianischen Löwen, dass hier einst Venedig herrschte. Über Treppengassen geht es hoch hinauf zur St.-Georgs-Kathedrale, von wo aus der Blick über Piran und die Weite der Adria schweifen kann.

Ein ausführlicher Streifzug durch das mittelalterliche Koper mit dem einzigen Seehafen Sloweniens darf ebenfalls nicht fehlen. Auch hier ist der venezianische Einfluss nicht zu übersehen. Schmale Gassen mit hübschen kleinen Boutiquen führen zur Kathedrale und dem Rathaus mit typisch venezianischer Loggia. Die pittoreske Altstadt von Koper war früher eine Insel, von einer Mauer umgeben. Geht man durch das einzig erhaltene Stadttor, verblüfft auf dem Platz ein Brunnen, der die Miniaturnachbildung der berühmten Rialtobrücke in Venedig ist.

Essen und Trinken

Mit dem Auto machen wir noch einen Schlenker in die nahe Weinregion. Wir haben uns angemeldet für eine Weinverkostung beim Winzerbauernhof Kralj in Bertoki, einem idyllischen Winzerdorf. Zur Weinprobe gehört in Slowenien ein regionaltypisches Essen. Ansonsten ist Slowenien auch kulinarisch auf dem Vormarsch. Selbst im kleinen Ort Portorož ist man im Restaurant "Rizibizi" dabei, sich den ersten Gourmet-Stern zu erkochen. In Ljubljana, das wir vor dem Abflug besuchen, wird uns im Zentrum das Restaurant "Atelje" empfohlen, das 2021 schon einen Michelin-Stern bekam. Die Zeit reicht noch für eine gemütliche Fahrt mit dem kleinen Holzboot auf dem Fluss Ljubljanica, der die Stadt durchquert bis in die parkähnlichen Außenbezirke. Eigentlich war die Zeit zu kurz, um die ganze Vielfalt Sloweniens zu erkunden. Wir müssen wohl wiederkommen.

Reise-Informationen: Slowenien
  • Allgemein zu Slowenien: www.slovenia.info. Sehr zu empfehlen ist der ausführliche Reiseführer "Slowenien – Zwischen Alpen, Adria und Pannonischem Tiefland" aus dem Trescher Verlag mit vielen Abbildungen und Karten, 16,95 €.
  • Grand Hotel Portorož (www.lifeclass.net/de/hotels/grand-hotel-portoroz), E-Mail: booking@lifeclass.net, www.lifeclass.net.
  • Boutique Hotel Dobrna (www.terme-dobrna.si/de).
  • Fischfarm (www.fonda.si), Weinprobe (vinakralj@gmail.com), Bootsfahrt in Ljubljana: (www.barka-ljubljanica.si).



Autorin
Dr. Renate V. Scheiper

Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (5) Seite 76-78