Die "weiße Pest" (Lungentuberkulose) grassierte im 19. Jahrhundert in allen Industrieländern und war Ursache jedes fünften Todesfalls. Umckaloabo, die Wurzel einer südafrikanischen Pelargonien-Art, versprach hier wirksame Hilfe. Obwohl Umckaloabo als Antituberkulotikum in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielt, haben Extrakte aus der Wurzel heute einen festen Platz in der Behandlung der akuten Bronchitis.

Die heilkräftige Wurzel "Umckaloabo" stammt heute vor allem von der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides), die in der Savanne Südafrikas wächst (Abb.1). Um einer Ausrottung der Pflanze vorzubeugen und den weltweiten Bedarf zu
decken, kultiviert man die Kapland-Pelargonie heute im kontrollierten biologischen Anbau. Nach dreijähriger Wachstumsphase werden die bis zu
15 cm langen, braunen Wurzelstücke mit der Hand geerntet. Die wirkstoffschonende Weiterverarbeitung unterliegt in Deutschland strengen Qualitätskriterien. Am Ende steht der wässrig-ethanolische Spezialextrakt EPs® 7630, der Wirkstoff des pflanzlichen Arzneimittels Umckaloabo®.

Bei akuter Bronchitis zugelassen

Der bekannte Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher bemerkte zu Umckaloabo, dass es keine Monografie der Kommission E gebe. Doch aufgrund mehrerer sehr erfolgreicher klinischer und experimenteller Studien wurde der ethanolische Extrakt aus Pelargonium sidoides EPs® 7630 unter der Bezeichnung "Umckaloabo®" als Arzneimittel mit der Indikation "Akute Bronchitis" zugelassen. Andere Präparate aus Pelargonium sidoides und/oder reniforme ohne eine solche Datenlage erhielten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eine Zulassung, wie z. B. Pelasya®. Hier lautet die Indikation: "Besserung der Beschwerden bei Erkältungskrankheiten ausschließlich aufgrund langjähriger Erfahrung [1]."

Wichtige Inhaltsstoffe

Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffgruppen sind circa 2 % Cumarine, einfache phenolische Verbindungen (Phenolcarbonsäuren wie Gallussäure und ihre Methylester), Gerbstoffe vom Typ Proanthocyanidine sowie Flavonoide zu nennen. Flavan-3-ole, wie z. B. Catechin, gelten als Präkursoren der Proanthocyanidine. Bei den Cumarinen sind hoch oxygenierte Cumarine, wie etwa Umckalin, Scopoletin und Artelin, bedeutsam.

Wirkung bei Erkältungsbeschwerden

Der therapeutische Effekt resultiert aus antiviralen, antibakteriellen sowie immunmodulierenden Eigenschaften, die sich sinnvoll ergänzen. Dies ist wichtig, da häufig zur viralen Infektion noch eine bakterielle Superinfektion hinzukommt. Wie funktioniert das Zusammenspiel im Einzelnen?

Antivirale Eigenschaften: EPs® 7630 besitzt keine direkten antiviralen Eigenschaften. Dieser Effekt resultiert aus einer immunmodulierenden und einer zytoprotektiven Wirkung, die zur Hemmung der Virusreplikation führt. So beteiligen sich Makrophagen und andere Zellen des Immunsystems bei Infektionen mittels sezernierter Zytokine an spezifischen Abwehrvorgängen. Hier sind die Tumornekrosefaktoren (TNF) und Interferone (IFN) zu nennen. In Zellmodellen fördert der Spezialextrakt die Produktion des Botenstoffs Interferon β, hemmt die Vermehrung von Erkältungsviren und des Virusenzyms Neuraminidase und bremst so die Ausbreitung der Virusinfektion in den Atemwegen. Die nachgewiesenen antiviralen Effekte des Extrakts sind umso bedeutsamer, da 90 bis 95 % aller Atemwegsinfekte durch Viren verursacht sind.

Antibakterielle Eigenschaften: Makrophagen – wichtige Zellen der unspezifischen zellulären Abwehr – phagozytieren nicht nur Bakterien und töten sie damit innerhalb der Zellen ab. Sie können zudem durch die Freisetzung von Stickstoffmonoxid, reaktiven Sauerstoffspezies und Zytokinen auch außerhalb der Zellen Mikroorganismen zerstören. Bei einer Infektion wird dieser Prozess nachweislich durch EPs® 7630 gefördert. Zusätzlich kommt es durch den Spezialextrakt zur Hemmung der Adhäsion von Bakterien an gesunde Schleimhautzellen und des Eindringens in die Zellen. Der Spezialextrakt ist wirksam gegen grampositive Bakterien (Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae, beta-hämolysierende Streptokokken) und gramnegative Bakterien (Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Proteus vulgaris, Haemophilus influenzae). In Labortests zeigten die Umckaloabo-Inhaltsstoffe Umckalin und Gallussäuremethylester deutlich antibakterielle Effekte.

Sekretomotorische und sekretolytische Eigenschaften: Durch eine verbesserte mukoziliäre Clearance wird verstärkt Schleim aus den Atemwegen entfernt – erreicht wird dies durch eine deutliche Stimulation der Schlagfrequenz des Flimmerepithels der Atemwege. Der sekretolytische Effekt ist dosisabhängig. Da man die verschiedenen pharmakologischen Eigenschaften nicht immer eindeutig einzelnen Inhaltsstoffen zuordnen kann, gilt bei Umckaloabo® wie auch bei anderen Heilpflanzen: Der Extrakt ist der Wirkstoff!

Das sollte man bei der Therapie beachten!

Umckaloabo® sollte aufgrund mangelnder Erfahrungen nicht bei Kindern unter einem Jahr, in Schwangerschaft und Stillzeit zur Anwendung kommen. Das Gleiche gilt für schwere Lebererkrankungen, erhöhte Blutungsneigung, die Anwendung gerinnungshemmender Medikamente und Nierenerkrankungen. Die Behandlung von Kindern unter sechs Jahren sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Als Nebenwirkungen treten gelegentlich Magen-Darm-Beschwerden, selten leichtes Zahnfleisch- sowie Nasenbluten und Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz) auf. Fälle von Leberschäden und Hepatitis wurden im Zusammenhang mit der Einnahme von Pelargonium-haltigen Arzneimitteln berichtet. Die Häufigkeit ist nicht bekannt. Gelegentlich beobachtete man unter der Einnahme erhöhte Leberwerte. Bei Anzeichen von Überempfindlichkeitsreaktionen sowie einer Leberfunktionsstörung (Gelbfärbung von Haut und Augeneiweiß) ist die Therapie zu beenden [2]. In jedem Fall ist vor der Anwendung die Gebrauchsinformation zu lesen!

Fazit

Die klinischen Studien mit EPs® 7630 zeigen deutlich, dass Umckaloabo® eine wirksame Alternative zu Antibiotika bei der Initialtherapie der akuten Bronchitis darstellt.


Literatur:
1. Schilcher, H.: Leitfaden Phytotherapie, Elsevier GmbH München 2016
2. Gebrauchsinformation Umckaloabo®


Autor

Ernst-Albert Meyer

Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
und Medizin-Journalist
31840 Hessisch Oldendorf

Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert.



Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (10) Seite 48-49