Durch Corona hat jeder vierte Beschäftigte im Medizinbereich eine negativere Berufseinstellung.

Bei den Beschäftigten in medizinischen Gesundheitsberufen hat die Corona-Pandemie einschneidende Spuren hinterlassen. Laut einer bundesweiten Befragung wollen vier von zehn Beschäftigten im Gesundheitsbereich, insbesondere also Ärzt:innen sowie Pflegende, jungen Menschen nicht mehr zur Wahl ihres Berufes raten. In keiner anderen Berufsgruppe wird ein solch hoher Wert gemessen, der auch weit über dem Bundesdurchschnitt für alle Berufsgruppen liegt (26 %). Eine gewichtige Rolle spielt hier wohl die negativere Berufseinstellung nach den Corona-Erfahrungen, die über die Hälfte stärker ausfällt als im Schnitt der übrigen Berufsgruppen. So gibt inzwischen jeder Vierte im Gesundheitswesen diese veränderte negativere Berufseinstellung an.

Dabei scheinen die Ursachen auch grundlegender Art zu sein: So nennt jeder Zweite im Medizinbereich Zeitdruck als größte berufliche Belastung - ebenfalls ein Rekordwert. Und in keinem anderen Beruf wird die Unvereinbarkeit mit dem Privatleben als so belastend empfunden wie im Gesundheitswesen - mehr als jeder Vierte klagt hier darüber.

In diesem Kontext gehen medizinisch tätige Personen im Schnitt zu 53 % davon aus, nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter zu arbeiten. Auch das ist die höchste Quote unter allen Berufsgruppen. Eine mögliche Ursache: Fast jeder Dritte fühlt sich durch körperlich harte Arbeit stark belastet.

Hoch ist allerdings weiterhin die intrinsische Motivation im medizinischen Bereich: „Ich arbeite, da ich meine Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft erachte.“ Dieser Aussage stimmen mehr als zwei Drittel der Beschäftigten (69 %) im Gesundheitsbereich zu. Das sind deutlich mehr als im Schnitt der übrigen Berufe, wo nur jeder Zweite dieser Meinung ist. Ein ähnliches Bild zeigt sich in finanziellen Fragen: „Mein Beruf bedeutet mir mehr, als damit nur Geld zu verdienen.“ Auch hier stimmen etwa zwei von drei Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu - unter allen Berufen sind es nur unter Lehrern und Ausbildern noch mehr.

Lösungsmöglichkeiten sind vorhanden, wenn man denn wirklich möchte: Ärzt:innen und andere medizinische Fachkräfte wollen die Möglichkeit haben, ihre Patient:innen optimal betreuen zu können, ohne von unzähligen Vorgaben dabei eingeschränkt zu werden. Und sie würden sich sicher über zusätzliche Verdienstmöglichkeiten oder Boni freuen, wenn es ihnen auch nicht primär um die finanziellen Aspekte ihrer Berufstätigkeit geht.


Quelle
HDI