Im Jahr 2020 war auch in diesem Bereich ein Rückgang an Operationen und chirurgischen Eingriffen zu beobachten. Gleichzeitig haben minimalinvasive ästhetische Eingriffe z. B. mit Botox zugenommen. Diese Fokusverschiebung könnte u. a. an den allzeit präsenten Corona-Masken und vermehrten Online-Meetings liegen.

Laut der aktuellen Operations- und Behandlungsstatistik der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) ist die Anzahl der ästhetisch-plastischen Operationen im letzten Jahr insgesamt um 9,3 % gesunken. Gleichzeitig erfreuen sich aber gering invasive ­Eingriffe wie Behandlungen mit Botulinumtoxin oder Hyaluron wachsender Beliebtheit:

2020 fanden insgesamt 48.343 minimalinvasive Eingriffe statt, im Vergleich zu 46.767 im Jahr zuvor. Das ist eine Zunahme von 3,4 %. Spitzenreiter waren hier Falten­unterspritzungen mit Botulinumtoxin mit 24.223 Eingriffen, gefolgt von Hyaluron mit 18.768 Behandlungen. Bei den Behandlungen mit Botox gab es bei den Patientinnen im vergangenen Jahr sogar einen Anstieg um 6,6 %.

Einflüsse der Coronapandemie

Als mögliche neue Motivationsfaktoren für die Entscheidung zu einer ästhetischen Behandlung nennen die Patienten laut ­Statistik u. a. die Maskenpflicht, Home­office und Videokonferenzen. Dr. med. ­Joachim Graf von Finckenstein, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie in Starnberg, vermutet: „Durch den andauernden Blick zum eigenen Spiegelbild auf dem Bildschirm neigen seit Beginn der Corona­pandemie mehr Menschen dazu, kleinere Beauty-Eingriffe vornehmen zu lassen. Darunter befinden sich insbesondere Maßnahmen, um Falten zu reduzieren, wie Unterspritzungen mit Hyaluron­säure und Eigenfett oder Behandlungen mit Botox.“

Nicht nur der vermehrte und auch mal kritische Blick in die Kamera führe dazu, dass mehr Menschen über korrigierende Eingriffe im Gesicht nachdenken. Durch abgesagte Reisen stehe zum Teil auch mehr Zeit und Geld zur Verfügung, um solche Maßnahmen umsetzen zu können. Zusätzlich ­trage das vermehrte Maskentragen dazu bei, dass die Nachfrage nach dieser Art von Eingriffen zunimmt: „Dadurch liegt der Fokus des Gegenübers vermehrt auf der Augenpartie, weswegen mehr Menschen gerade diesen Bereich ihres Gesichtes ,auffrischen‘ wollen und dafür Lachfalten oder Krähenfüße vermindert werden sollen“, erläutert von Finckenstein.

Ziehen die Männer nach?

Interessant ist auch, dass die Faltenbekämpfung mit Hyaluronsäure 2020 vermehrt von Männern nachgefragt wurde. Die VDÄPC-Statistik weist bei dieser Zielgruppe einen Anstieg von 24,8 % im Vorjahresvergleich auf. „Die kontinuierliche Entwicklung der Fillerbehandlungen bei Männern zeigt, dass auch sie in steigendem Maße auf optische Details achten“, so Dr. Steffen Handstein, Präsident der VDÄPC. Bei den Oberlidstraffungen stiegt dort die Nachfrage um 8,3 % – im Vergleich zu einer Zunahme bei den Frauen um 4,8 %. Deutlich war auch der Zuwachs bei den Unterlidstraffungen bei den Männern um 105,9 %. Dabei sollte man aber stets auch im Hinterkopf haben, dass 90,35 % der Eingriffe im Jahr 2020 bei Frauen erfolgten und nur 9,65 % bei Männern! Bei den minimalinvasiven Behandlungen führten die Patientinnen im Jahr 2020 sogar mit 95,2 %. Der deutlich überwiegende Teil der Patienten in diesem Bereich rekrutiert sich also weiterhin klar aus den weiblichen Zielgruppen.


Literatur
1. Operations- und Behandlungsstatistik 2021 der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen.


Autorin:
Sabine Mack

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (9) Seite 9