Im Laufe des Lebens ist die Haut zahlreichen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die sie altern lassen – allen voran der UV-Strahlung. Lichtexponierte Haut altert aber nicht nur schneller, in ihr wachsen auch eher aktinische Keratosen oder Plattenepithelkarzinome, die zunächst lange unsichtbar bleiben.

Die Haut übernimmt nicht nur wesentliche Funktionen im Bereich des Stoffwechsels, der Wärmeregulation und der Immunantwort, sondern dient als äußere Körperhülle dem Schutz vor Umwelteinflüssen und verfügt über vielfältige Anpassungs- und Abwehrmechanismen [1]. Das Hautbild hat aber auch Einfluss darauf, ob wir als gesund und attraktiv wahrgenommen werden [2]. Dabei geht es auch um Zeichen der Hautalterung, die bereits entsteht, bevor sie sichtbar wird.

Im Prinzip ist die Alterung der Haut ganz einfach zu erklären, wie hier am Beispiel dieses Apfels gezeigt wird (Abb. 1). Ist dieser zu lange gewissen Umwelteinflüssen ausgesetzt, verliert er an Feuchtigkeit und Elastizität und wird klein und schrumpelig. Durch den Einfluss von Umgebungsbedingungen im Laufe des Lebens passiert mit der Haut genau das Gleiche.

Der Begriff Exposom setzt sich aus den englischen Wörtern exposure und genome zusammen und bezeichnet die Gesamtheit aller externen Einwirkungen und die damit verbundenen biologischen Reaktionen des Körpers, denen ein Mensch in seinem gesamten Leben ausgesetzt ist [3]. Im Allgemeinen zählen hierzu alle Faktoren, die nicht durch genetische Faktoren bedingt sind, wie Rauchen, Luftverschmutzung, Medikamente, Stress etc., aber vor allem die Ultraviolett(UV)-Strahlung, denn sie verursacht einen entscheidenden Anteil an der Hautalterung und der Pathogenese von non-melanoma skin cancer (NMSC) [3, 4]. Durch chronische Lichtexposition entstehen eine Verdickung der Haut und Falten [5]. Dabei kommt es zu einer (solaren) Atrophie in der Dermis und einem Elastizitätsverlust des Bindegewebes. Dies kann zur Hornretention in den Follikeln führen und damit zur Bildung aktinischer Komedonen. Altersflecken, Hyperpigmentierung und AK sind Anzeichen der sonnenbedingten Hautalterung in lichtexponierten Arealen.

Lichtexposition ist entscheidend

Die durch jahrelange UV-Exposition bedingte Veränderung der elastischen Fasern, die aktinische Elastose, ist ein Phänomen der extrinsischen Hautalterung. Mikroskopisch zeigt sich eine Ansammlung von degradierten elastischen Fasern, die eine amorphe Masse direkt unterhalb der Epidermis bilden. An der medizinischen Universität Graz wurden lichtexponierte und nicht lichtexponierte Hautproben von unter 25-Jährigen und über 80-Jährigen miteinander verglichen [6]. Entnommen wurden jeweils zwei Hautbiopsien, eine vom Hals (lichtexponiert) und die andere gluteal (nicht lichtexponiert). In der Gruppe der unter 25-Jährigen konnte weder am Hals noch im Bereich des Gesäßes eine aktinische Schädigung der elastischen Fasern festgestellt werden. In der Gruppe der über 80-Jährigen zeigte sich im lichtexponierten Areal am Hals eine alterskorreliert zunehmende, deutlich ausgeprägte aktinische Elastose mit durchschnittlich 0,72 mm Schichtdicke. In der nicht lichtexponierten Gesäßregion der über 80-Jährigen zeigte sich die AE nicht. Weniger lichtexponierte Haut ist also von der Degeneration der elastischen Fasern ausgenommen. Daraus lässt sich folgern, dass AE durch präventive Maßnahmen verhindert werden kann.

Zu NMSC zählen Basaliome, aktinische Keratosen (AK) und alle Formen des Plattenepithelkarzinoms, infolge kumulativer UV-Exposition. Die Pathogenese von AK ist durch die karzinogene Wirkung des UV-Lichts erklärbar. UV-Strahlung schädigt die DNA in betroffenen Keratinozyten. Fällt ein so geschädigter Keratinozyt nicht der automatischen Apoptose anheim und wird die Kapazität des physiologischen DNA-Reparaturmechanismus überschritten, kommt es ausgehend von der Basalzellschicht zu einer unkontrollierten Vermehrung von Keratinozyten mit einer UV-geschädigten DNA [7]. Die so entstehenden veränderten Zellen können sich sowohl zur Hautoberfläche hin vermehren, wo die Läsion dann als AK sichtbar wird, als auch invasiv unter die Basalzellschicht einwandern und ein Plattenepithelkarzinom bilden [7]. Das hellgrüne Oval in Abb. 2 kennzeichnet die subklinisch vorhandene AK im Stadium 1, die klinisch noch unsichtbar bereits invasiv in die Dermis wachsen kann und damit ein unsichtbares Plattenepithelkarzinom darstellt [8]. Die weiteren AK-Stadien zeigen die klinisch an der Hautoberfläche durch Rauigkeit und Schuppung erkennbaren AK.

Imiquimod-Therapie

Die topische Anwendung von Imiquimod (erhältlich als 5%-Creme und 3,75%-Creme) hat gute Erfolge in der Behandlung von AK gezeigt. Imiquimod ist ein Immunmodulator und initiiert als Toll-like-Receptor(TLR)-7-Agonist eine zytokininduzierte Entzündungsreaktion, die durch einen zytochrommediierten proapoptotischen Effekt zum Untergang von virusinfizierten und malignen Zellen führt [9]. Gesunde Keratinozyten reagieren nicht.

Die entstehende Entzündung ist meist nicht auf die klinisch sichtbaren AK beschränkt, sie betrifft auch klinisch noch nicht sichtbare, frühe neoplastische Vorgänge durch UV-Schädigung im Sinne einer Feld-Kanzerisierung (field cancerization). So können subklinische AK durch die Imiquimod-induzierte Entzündung sichtbar gemacht und im Zuge der entfachten Entzündungsreaktion mit nachfolgender Abheilung ohne Operation entfernt werden, bevor ein fortgeschrittenes Stadium eines Plattenepithelkarzinoms entsteht.
In zwei eigenen Fallberichten und einer Beobachtungsstudie konnte gezeigt werden, dass Imiquimod im Bereich UV-exponierter Haut auch klinisch unsichtbare, sogenannte subklinische AK finden und beseitigen kann (Abb. 3).

Präventive Therapie in lichtexponierten Arealen?

An der Medizinischen Universität Graz wurde eine weitere klinische Studie entworfen [10, 11]. In dieser Studie soll gezeigt werden, dass chronisch lichtexponierte Haut von über 50-Jährigen bereits so geschädigt ist, dass subklinische AK bereits vorhanden sind und in diesem frühen Stadium durch Immunmodulation sichtbar gemacht und im Zuge dessen auch behandelt werden können. Die daraus resultierende Zukunftsvision wäre, ab einem gewissen Alter in lichtexponierten Arealen eine derartige Behandlung alle zwei bis drei Jahre durchzuführen, um spätere Stadien von NMSC zu verhindern.

Konsequenter UV-Schutz

Maßvoller Umgang mit UV-Exposition, Lichtschutz durch Kleidung und Beschattung sowie die Verwendung von Pflegeprodukten mit UV-Filter – und zwar unabhängig vom Wetter, d. h. von Sonneneinstrahlung und Temperatur – können die Haut größtenteils vor den negativen Einflüssen des Exposoms schützen.

Wurde dies in der Vergangenheit versäumt, steht zur Diskussion, ob man ab einem bestimmten Alter chronisch UV-exponierte Hautareale mit Imiquimod-Creme frühestmöglich behandeln soll, um noch nicht erkennbare, also subklinische AK durch die folgende Entzündung sichtbar zu machen und zu behandeln, um so die Entwicklung klinisch manifester AK sowie Plattenepithelkarzinome mit allen damit verbundenen Komplikationen zu verhindern.

Ein konsequenter UV-Schutz ist auf jeden Fall als Prophylaxe wichtig, um Schädigungen der Keratinozyten vorzubeugen. Nicht Falten und Runzeln sollten uns alarmieren, sondern die Tatsache, dass 70 % der Hauterkrankungen im höheren Lebensalter UV-induziert sind.


Literatur
beim Verfasser


Autor:

© privat
Dr. Paul Gressenberger

Universitätsklinik für Dermatologie
Auenbruggerplatz 8
8036 Graz/Österreich

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel.


Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (5) Seite 16