Im Jahr 2019 ist bei mehr als 5 Millionen gesetzlich Versicherten Heuschnupfen diagnostiziert worden. Das ist ein Ergebnis einer vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Versorgungsatlas-Studie zu Stadt-Land-Unterschieden in der Verbreitung von Heuschnupfen.

Wegen ihres gehäuften Auftretens und der hohen sozioökonomischen Bedeutung für die Betroffenen und das Gesundheitssystem werden Allergien oftmals als „Volkskrankheit“ bezeichnet. Dies gilt beim Heuschnupfen inzwischen auch für Erwachsene, die im Gegensatz zu Kindern immer häufiger daran erkranken.

Anstieg um 19 % seit 2010

Gegenüber dem Jahr 2010, in dem 4,2 Millionen Versicherte mit Heuschnupfen behandelt wurden, stieg die Zahl der Erkrankten bis 2019 um 19 % an. Über 400.000 der Betroffenen im Jahr 2019 waren Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 und 14 Jahren.

Deutliches Stadt-Land-Gefälle

Bei weiblichen Versicherten trat der Heuschnupfen mit einem Anteil von 7,2 % noch etwas häufiger auf als bei männlichen Versicherten (6,9 %). Die dokumentierte Heuschnupfen-Häufigkeit zeigte im Untersuchungszeitraum (2010 bis 2019) durchgängig ein klares Stadt-Land-Gefälle: Die Erkrankungshäufigkeit war in ländlichen Regionen am niedrigsten, mit dem Urbanitätsgrad des Wohnortes stieg diese kontinuierlich an. Im Jahr 2019 lag der Anteil erkrankter Versicherter in dünn besiedelten ländlichen Kreisen bei 6,6 % gegenüber 7,8 % in kreisfreien Großstädten.

Anteil Erwachsener steigt

Für Deutschland konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass der Urbanitätsgrad der Wohnregion je nach Altersgruppe eine sehr unterschiedliche Bedeutung für die dokumentierte Erkrankungshäufigkeit hat. In der Mehrheit der Altersgruppen zeigte sich ein Stadt-Land-Gefälle. Für Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene im Alter von 0 bis 24 Jahren wurde jedoch genau das Gegenteil beobachtet: Für diese Gruppe wurden – im starken Gegensatz zu allen anderen Altersgruppen – in kreisfreien Großstädten, also den Regionen mit dem höchsten Urbanitätsgrad, die niedrigsten Erkrankungshäufigkeiten dokumentiert. Kinder und Erwachsene unterscheiden sich aber nicht nur bei der Häufigkeit in städtischen ­gegenüber ländlichen Regionen, sondern auch bei der Entwicklung der Heuschnupfen-Häufigkeit in den letzten 10 Jahren. Während im Zeitverlauf immer weniger Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren betroffen waren, stieg der Anteil erkrankter Erwachsener an.

Umwelteinflüsse spielen eine Rolle

Die signifikanten Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen bei der Häufigkeit von Heuschnupfen weisen darauf hin, dass Umwelteinflüsse am Wohnort von großer Bedeutung für das Auftreten der Erkrankung sein können, so das Zi. Die Ergebnisse gäben Hinweise darauf, wie die medizinische Versorgung darauf regional reagieren kann, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.


Literatur
Holstiege J et al. (2021) Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/07. https://doi.org/10.20364/VA-21.07


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (9) Seite 7