Von Neurodermitis betroffen sind 15 – 20 % der Kinder und bis zu 10 % der ­Erwachsenen. Rezidivierende Ekzeme und Pruritus schränken die Lebensqualität deutlich ein. Ein aktuelles Review beschreibt zusammenfassend, wie geholfen werden kann.

Bei Kindern mit Neurodermitis finden sich oft ausgedehnte Ekzeme an Kopf, Gesicht und Wangen, aber auch an Armen und Beinen mit häufiger Beteiligung von Handgelenken und Rumpf. Mit zunehmendem Alter werden eher umschriebene Hautläsionen beobachtet, z. B. an Händen, Kniekehlen, am Hals oder um die Augen. Die meisten Patienten leiden zudem an einer auffälligen Hauttrockenheit.

Juckreiz ist besonders belastend

Besonders problematisch für die Betroffenen ist der ständige Juckreiz, der sich durch verschiedene Triggerfaktoren wie Stress, Schwitzen oder Kleidung aus Wolle verschlimmern kann. Das Kratzen führt zu Exkoriationen, Blutungen und zur Bildung hämorrhagischer Krusten. Auf Dauer könne dies zu Angsterkrankungen und Depressionen führen, so Dr. Sonja Ständer vom Universitätsklinikum Münster.

In allen Krankheitsstadien sei eine Basistherapie mit Emollienzien mit oder ohne Wirkstoffe gegen Juckreiz empfehlenswert. Im Blick haben sollte man auch, Hautinfektionen und Triggerfaktoren so weit wie möglich zu vermeiden. Im Falle von Ekzemen rät die Autorin zunächst zum Einsatz von topischen immunsuppressiven Therapien wie z. B. Kortikosteroiden oder Calcineurininhibitoren. Vorsicht walten lassen sollte man bei Kindern und Jugendlichen, da bei einer lang andauernden Anwendung ein höheres Risiko für Hautkrebs bestehe.

Neue Systemtherapeutika verbessern die Therapie

Bei einer schweren atopischen Dermatitis rät die Autorin zu konventionellen systemischen Immunsuppressiva wie Glukokortikoiden, Cyclosporin oder Methotrexat. Dabei sei ihr bewusst, dass diese Substanzen schwere Nebenwirkungen wie Funktionsstörungen von Leber und Niere zur Folge haben können. Erfreulich sei daher, dass in den letzten Jahren die monoklonalen Antikörper verfügbar geworden seien und auch positive Resultate bei der Therapie der Neurodermitis erbracht hätten. Diese Substanzen blockieren spezifisch die Wirkung einzelner Interleukine wie IL-4, -13, -22 oder -31. Ähnlich positiv beurteilt die Autorin Phosphodiesterase-4-Inhibitoren und JAK-Inhibitoren. Zu diesen modernen Systemtherapeutika zählen z. B. der Wirkstoff Dupilumab sowie die JAK-Inhibitoren Baricitinib und Abrocitinib. So habe der orale JAK-Hemmer Abrocitinib in den Zulassungsstudien gezeigt, dass er den Juckreiz nach zwei Wochen sogar effektiver reduzieren konnte als der Anti-IL-4-Rezeptor-Antikörper Dupilumab. Die Autorin weist allerdings darauf hin, dass es auch bei diesen modernen Systemtherapeutika zu unerwünschten Wirkungen wie Konjunktivitis, Hautinfektionen oder der Exazerbation von Asthma kommen kann. Bei Kindern und Patienten mit Komplikationen müsse man daher eine sorgfältige Evaluation vornehmen.


Literatur
Ständer S. (2021) N Engl J Med. DOI: 10.1056/NEJMra2023911


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (9) Seite 7