Das Eryspel (Wundrose) und die begrenzte Phlegmone sind häufige bakterielle Hautinfektionen, die beide nach Verletzungen auftreten, ähnliche Symptome haben und ähnlich verlaufen. Sie werden jedoch unterschiedlich behandelt. Daher ist eine Differenzierung wichtig.

Eine Wundrose befällt oft nur die oberen Hautschichten, während die Phlegmone als bakterielle Entzündung tiefer ins Gewebe eindringt und sich dort, wenn keine entsprechende Behandlung erfolgt, von einem begrenzten zu einem schweren Verlauf entwickeln kann. Ein Erysipel imponiert als schmerzhafte hellrote Schwellung mit einem scharf definierten Rand, deren Rötung zungenartige Ausläufer annehmen kann. Bei der Phlegmone ist die Schwellung ebenfalls schmerzhaft, aber dunkelrot und weniger scharf abgegrenzt, zudem ist die Eintrittspforte im Gegensatz zum Erysipel hier meist groß. Beide Krankheitsbilder entwickeln sich in der Regel am Fuß oder am Unterschenkel. Fieber ist generell eher für die Wundrose typisch, kann aber auch bei einer schweren Phlegmone auftreten.

Ein deutlicher Unterschied zwischen diesen bakteriellen Infektionen liegt in ihrer mikrobiellen Besiedelung. So wird das Erysipel meist durch beta-hämolysierende Streptokokken verursacht, die begrenzte Phlegmone hingegen häufig durch Staphylococcus aureus oder andere Bakterien ausgelöst. Das Erysipel kann daher mit Penicillin erfolgreich behandelt werden, bei der begrenzten Phlegmone kommen Antibiotika mit breiterem Spektrum zum Einsatz.

Differenzialdiagnose: Welche Parameter sind entscheidend?

Da die Unterscheidung zwischen Erysipel und begrenzter Phlegmone vor allem therapeutisch relevant ist, sind Dermatologen aus Münster und Halle der Frage nachgegangen, welche Laborparameter für die Unterscheidung hilfreich sein könnten [1]. Im Fokus der retrospektiven Analyse standen gängige Infektparameter wie CRP und Differenzial­blutbild sowie neuere Parameter wie unreife Granulozyten oder Plättchenvolumen – geleitet von folgender Fragestellung: Inwieweit können sie als Biomarker bei der Unterscheidung hilfreich sein?

163 Patienten wurden in die Untersuchung eingeschlossen und deren Laborparameter miteinander verglichen: 68 von ihnen wiesen eine Wundrose auf, 41 eine begrenzte Phlegmone. Bei allen Probanden lag eine Hautinfektion am Bein vor. Die Diagnose „Erysipel“ oder „begrenzte Phlegmone“ wurde jeweils klinisch gestellt. Eine wesentliche Rolle spielte zudem, ob der ­untersuchte Patient schnell auf Penicillin ansprach, was wiederum auf die Diagnose „Erysipel“ hindeutete.

CRP und Leukozyten helfen weiter

Die Autoren konnten in ihrer Analyse erstmals zeigen, dass beim Erysipel die systemische Entzündungsreaktion stärker ausgeprägt war als bei der begrenzten Phlegmone. Zudem kamen sie zu dem Ergebnis, dass CRP und Leukozytenzahl die besten Parameter sind, um die beiden Krankheitsbilder zu unterscheiden. Diese beiden Entzündungsmarker sind zwar für bakterielle Infektionen etabliert – doch wie relevant diese für die Differenzialdiagnose bei Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes sind, darüber gab es bislang kaum Daten.

Die oben genannte Studie hat deutlich gezeigt: Ein CRP-Wert von ≥ 3,27 mg/dl spricht mit 75 % Sensitivität und 73,2 % Spezifität für die Diagnose „Erysipel“. Bei Wundrose und begrenzter Phlegmone am Bein ist übrigens – neben der Bestimmung der Entzündungsparameter– immer auch eine Fiebermessung ratsam, empfehlen die Studienautoren. Denn hohe CRP-Spiegel, eine höhere Temperatur und eine erhöhte Leukozytenzahl deuten mit höherer Wahrscheinlichkeit auf ein Erysipel hin, was dann wiederum die Behandlung mit Penicillin rechtfertigt (sofern keine nekrotisierende, also schwere Infektion
vorliegt).

Abschließend betonen sie, dass ihre Ergebnisse vor allem die These der deutschen Leitlinien unterstreicht: Erysipel und begrenzte Phlegmone sind unterschiedliche Formen der Entzündung. Für die Differenzialdiagnose hilfreich ist jedenfalls immer die Bestimmung von CRP und Leukozyten.


Literatur
Drerup, Christian; Eveslage, Maria; Sunder­koetter, Cord; Ehrchen, Jan: „Diagnostischer Wert von Labor­parametern zur Unterscheidung zwischen Erysipel und begrenzter Phlegmone“, Originalarbeit in: J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Dec;18(12):1417–1425. doi: 10.1111/ddg.14252_g. English online version on Wiley Online Library


Autorin:
Angela Monecke

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (3) Seite 14