Die Vermutung, dass die Einnahme von COX-2-Hemmern vor der Entstehung von Hautkrebs schützt, wurde durch einige Studien gestützt, jedoch nicht klar belegt. Ein internationales Autorenteam untersuchte diesen Zusammenhang nun erneut in drei großen prospektiven Kohortenstudien.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Wissenschaftler aus den USA, Taiwan und Kanada konnten die Assoziation zwischen COX-2-Hemmer-Einnahme und erniedrigtem Hautkrebsrisiko nicht belegen. Ihre Studie publizierten sie im JDDG [1]. Danach untersuchten sie Daten aus drei prospektiven Kohortenstudien mit Beschäftigten des Gesundheitswesens – der Nurses’ Health ­Study (NHS), NHS II sowie der Health ­Professionals Follow-up Study (HPFS). Insgesamt umfassten die Studien 153.882 Teilnehmer. Dokumentiert wurden 16.142 Fälle von Basalzellkarzinomen (BCC), 1973  Fälle von kutanen Plattenepithelkarzinomen (cSCC) und 631 Melanomfälle. Eine jemals erfolgte Einnahme von COX-2-Hemmern war assoziiert mit einem mäßig erhöhten Risiko für alle drei Tumorarten (HR: 1,09, 1,12 bzw. 1,10). Aber nur die Assoziation mit BCC war signifikant. Somit war eher das Gegenteil der vermuteten Hypothese eingetreten.

Welche Rolle spielt COX-2?

Wie war man überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass Cyclooxygenasen beteiligt sein könnten bei der Entstehung von Hautkrebs? COX-2 hemmt die Apoptose, stimuliert die Zellproliferation und heizt die Produktion freier Radikale an, was die Progression UV-induzierter Hautkrebsarten fördern könnte. Da war es naheliegend zu vermuten, dass COX-2-Hemmer einen Schutz vor Hautkrebs bieten, indem sie diesen Mechanismen entgegenwirken.

Studien, die diese These untersuchten, gibt es nur wenige, die unterschiedliche Ergebnisse erbrachten. So fand eine Metaanalyse von drei Fall-Kontroll-Studien keinen Zusammenhang zwischen COX-2-Hemmern und Melanomrisiko, ebenso wenig eine Metaanalyse von zwei Studien zu BCC und drei Studien zu cSCC. 2010 zeigten zwei randomisierte Doppelblindstudien mit dem COX-2-Hemmer Celecoxib bei 240 Personen mit aktinischen Keratosen, dass in der Verumgruppe 60 % weniger BCC und 58 % weniger cSCC auftraten als in der Placebogruppe. Eine große Fall-Kontroll-Studie mit über 170.000 Teilnehmern ergab ein vermindertes Risiko für cSCC, jedoch ein erhöhtes Risiko für BCC bei derzeitiger Einnahme von COX-2-Hemmern.

Einordnung der Ergebnisse

Wie sind diese Unterschiede und die Diskrepanz zu den aktuellen Studiendaten zu erklären? Es könnte an den Studienpopulationen liegen, spekulieren die Autoren. Die klinischen Studien mit Celecoxib schlossen ja Patienten mit erhöhtem Hautkrebsrisiko ein. In der aktuellen Studie nahmen Personen aus dem medizinischen Bereich teil, die mit der Medikamenteneinnahme vertraut sind.

Als Stärken ihrer Studie stellen die Autoren das prospektive Design, die erneute Erfassung der COX-2-Hemmer-Einnahme im Verlauf der Beobachtungszeit und eine multivariable Analyse mit Berücksichtigung verschiedener Hautkrebsrisikofaktoren wie Haarfarbe, Muttermale, UV-Exposition und früheren Sonnenbränden heraus. Als Schwächen sehen sie den Umstand, dass alle Informationen zur COX-2-Hemmer-Einnahme auf Eigenangaben beruhten ohne Bestätigungen durch Verschreibungen und ohne Informationen zu Art, Dosierung und Einnahmehäufigkeit, außerdem die relativ kurze Beobachtungszeit.

Außerdem könnte ein detection bias bestehen, indem bei Patienten, die COX-2-Hemmer einnehmen, möglicherweise häufiger ein Hautkrebs diagnostiziert wird. Die Ergebnisse müssen daher noch in weiteren Studien überprüft werden, empfehlen die Autoren.


Literatur
1. Hsuan Yen et al., COX-2-Hemmer: Keine präventive Wirkung gegen Hautkrebs, Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (JDDG) 2022, Feb;20(2):157–168 (DOI: 10.1111/ddg.14649_g)


Autorin:
Dr. Vera Seifert

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (5) Seite 15