Das Problem der Tinea capitis im Kindesalter besteht darin, dass der dafür zugelassene Wirkstoff nicht mehr verfügbar ist und die beiden anderen wirksamen Antimykotika nicht für Kinder zugelassen sind. Trotzdem sollte man sie verwenden.

Bei der Tinea capitis gibt es einige Besonderheiten bei Kindern zu beachten, erklärte Prof. Dr. med. Peter Höger, Kath. Krankenhaus Wilhelmstift, Hamburg, auf der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie Fortschritt durch Fortbildung (FOBI). Es handelt sich um eine Erkrankung, die fast ausschließlich Kinder betrifft. Nur sehr selten werden die Erwachsenen im selben Haushalt sekundär durch die Kinder angesteckt. Die Tinea capitis ist also primär ein pädiatrisch-dermatologisches Problem.

Systemische Therapie ist Pflicht

Bei der Tinea capitis ist eine Systemtherapie obligat. Das Interessante bei der Behandlung von Kindern ist, dass es nur ein einziges zugelassenes System-Antimykotikum gibt, und zwar Griseofulvin. Dieses Antimykotikum ist aber seit vier Jahren überhaupt nicht mehr verfügbar. Dagegen stehen zwei wirksame Antimykotika – Itraconazol und Terbinafin – zur Verfügung, die aber in Deutschland Anwendungsbeschränkungen für die Behandlung von Kindern haben, so Prof. Höger. In Österreich und der Schweiz sind Itraconazol und Terbinafin für Kinder zugelassen. Das heißt aber nicht, dass man sie in Deutschland nicht verwenden darf, betonte der Dermatologe. Vielmehr ist es leitliniengerecht, beide einzusetzen. Dabei sollte Itraconazol vorwiegend bei Microsporon-Infektionen und Terbinafin in erster Linie bei Trichophyton-Infektionen zum Einsatz kommen (vgl. Übersicht).

Bei Itraconazol ist zu beachten, dass die Kapsel unbedingt mit der Hauptmahlzeit eingenommen werden sollte, weil sonst mit einer 50-prozentigen Reduktion der Serumspiegel zu rechnen ist, warnte Prof. Höger. Das gilt nicht für die Suspension. In der aktuell gültigen Leitlinie werden diese Sub­stanzen als Mittel der ersten Wahl verwendet. Eine vorherige Blutuntersuchung ist nicht erforderlich. Sie können die Eltern beruhigen und auf die Leitlinie und die vielfältigen Studien, die es international dazu gibt, hinweisen, empfahl Prof. Höger. Laboruntersuchungen sind vor oder unter Therapie nur dann erforderlich, wenn das betroffene Kind zusätzlich eine andere Erkrankung, z. B. eine Lebererkrankung, aufweist. In diesem Fall sollten Sie sich mit den kinderärztlichen Kollegen abstimmen, riet Prof. Höger.

Das Schema (vgl. Abbildung oben) fasst zusammen, wie das praktische Vorgehen ist. Man beginnt mit Itraconazol, bei Nachweis von Microsporon liegt man damit richtig. Dieses Ergebnis hat man leider erst nach zwei bis drei Wochen. Wenn es sich um eine Trichophyton-Infektion handelt, dann ist es ratsam, nach der vierwöchigen Itraconazol-Behandlung noch eine mindestens zweiwöchige Terbinafin-Behandlung anzuschließen, dann erneut Kulturen zu nehmen und im positiven Fall erneut jeweils für zwei Wochen zu behandeln.

Zusätzliche Maßnahmen

Parallel sollte man immer auch anti­mykotisch lokal behandeln, mindestens vier Wochen lang, dann eine Re-Kultur anlegen und je nach Befund eine erneute orale Therapie über zwei Wochen durchführen.

Der Kindergarten darf sofort wieder besucht werden, sofern es sich nicht um anthropophile Erreger (T. tonsurans, T. violaceum, T. soudanense, M. audouinii) handelt. In dem Fall ist eine einwöchige Karenz vorgeschrieben. Zusätzlich sollte dann ein Screening aller engen Kontaktpersonen und ggf. eine topische antimykotische Behandlung (Shampoo) stattfinden.

Diese Maßgabe ist allerdings aus praktischen Gesichtspunkten etwas eingeschränkt verwertbar durch die Zeit, die man bis zum Vorliegen der Kultur warten muss.

Übersicht wirksame Antimykotika
Itraconazol
  • 1st line für Microsporon/Nannizzia spp.
  • Dosis: 5mg/kg KG/d bzw. <20kg = 50mg/d, >50kg = 100mg/d
  • 1x/d, Kapseln mit der Hauptmahlzeit, Suspension nüchtern

Terbinafin
  • 1st line für Trichophyton spp.
  • Dosis: <20kg KG = 62,5mg, 21-40kg = 125mg, >40kg = 250mg/d
  • 1x/d, unabhängig von den Mahlzeiten



Autorin:
Dr. Vera Seifert

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (10) Seite 18