In der westlichen Welt werden heutzutage nahezu alle Säuglinge und Kleinkinder in Windeln gewickelt. Die Einwegprodukte werden mitunter aber auch zum unverzichtbaren Begleiter, wenn im höheren Lebensalter Harn- und/oder Stuhlinkontinenz das Leben erschweren. In solchen Fällen spricht man von Inkontinenz-assoziierter Dermatitis.

Windeldermatitis ist eine verbreitete entzündliche Hautschädigung, die für die Betroffenen mit Schmerz und Leid verbunden ist. Die DDG empfiehlt bei Kindern mit Windeldermatitis ein häufiges Windelwechseln sowie milde Reinigungs- und Pflegemaßnahmen. „Wenn wir über das durch Inkontinenz hervorgerufene Kontaktekzem bei Erwachsenen sprechen, ist es besser, das Wort Windeldermatitis durch Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) zu ersetzen. Das Windeltragen ist für die Betroffenen auch so schon belastend und zudem schambehaftet, da sollte man zumindest den Begriff ändern“, so Professor Dr. med. Silke Hofmann, Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).

Das steckt dahinter

„Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr lernen die meisten Kinder, den Harn und den Darm zu kontrollieren. Bis dahin sind sie Windelträger und Hautprobleme keine Seltenheit“, erklärt die Kinderdermatologin Prof. Dr. Regina Fölster-Holst. Die sogenannte Windeldermatitis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Ursache für die ­Irritation der Hautbarriere liegt im Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Das feuchtwarme Klima, das durch die dicht abschließende Windel entsteht (medizinisch Okklusionseffekt genannt), Druck, Reibung und der Kontakt mit dem Stuhl und dem Urin lassen die oberste Hautschicht (Epidermis) aufquellen. Die Hautbarriere wird durchlässiger und kleine Verletzungen kommen dazu. Bakterielle Infektionen z. B. durch Staphylococcus aureus und Hefepilze wie Candida albicans können die Folge sein. Bei einer schweren und ausgeprägten Form der Windeldermatitis sind häufig diese Keime beteiligt.

Zur Reinigung vom Stuhl sind z. B. Öle und ölhaltige Einmaltücher gut geeignet. Von einer Pflege der Haut mit Ölen wiederum rät Fölster-Holst ab, da diese zur Austrocknung und Reizung der Haut führen können. Zudem sollten die Feuchttücher keine irritierenden Substanzen wie Alkohol oder sensibilisierende Substanzen (Duft bzw. Konservierungsstoffe) enthalten. Wenn nach einigen Tagen keine Besserung eintritt, sich das Kind ständig kratzt, in einem anderen Areal Hautveränderungen auftreten oder im Wundbereich Eiterbläschen, sollte man einen Dermatologen oder Kinderarzt aufsuchen.

Mehr Mobilität im Alter

Nach Angaben der Stiftung Gesundheitswissen leiden etwa 13 von 100 Erwachsenen an Harninkontinenz, bei den über 60-Jährigen sogar 23 von 100. Zum Fördern der Kontinenz im höheren Alter gehört – wenn praktisch möglich – auch eine Förderung der Mobilität. Neben Blasen- und Beckenbodentraining können praktische Maßnahmen wie z. B. eine Toilettensitzerhöhung, Haltegriffe etc. helfen. Zu der Kompensation der Inkontinenz gehören Blasenkatheter und Kondomurinal, Analtampons oder Fäkalkollektoren. „Aus Sicht der möglichen dermatologischen Folgen begrüßen wir die Durchführung von strukturierten Hautpflegeprogrammen“, erklärt Fölster-Holst.

Prophylaxe-Tipps

  • Windeln häufig wechseln
  • Kurze windelfreie Zeiten tagsüber
  • Schutz- und Regenerations­präparate in der Windelzone wie z. B. zinkhaltige Externa und Langzeithautschutz-Cremes
  • Haut reinigen mit Wasser und milden Seifen; ölhaltige Einmaltücher bei Stuhlverschmutzungen; feuchte Umschläge/Sitzbäder mit Gerbstoffen bei offenen Stellen
  • Einmalwindeln mit absorbierenden Gelen
  • Hautarzt aufsuchen, falls nach einigen Tagen keine Abheilung

Quelle
DDG


Autorin:
Sabine Mack

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (11) Seite 13