Pneumokokkenimpfung unter Secukinumab? Zoster-Impfung nach Zoster-Erkrankung? Nichtansprechen auf die Hepatitis-B-Impfung? Unser Experte beantwortet knifflige Impffragen.


Frage 1: Sollte ich meine Patientin (50 Jahre alt) mit Psoriasis-Arthritis, die mit Cosentyx® 1 x/Monat behandelt wird, gegen Pneumokokken impfen? Wenn ja, mit einer sequenziellen Impfung mit Prevenar®/Pneumovax® oder lediglich Pneumovax®?

Antwort: Secukinumab (Cosentyx®) ist ein gegen Interleukin-17A gerichteter, rekombinanter, vollständig humaner monoklonaler Antikörper, der zur IgG1/κ-Klasse gehört. Die Anwendung führt zu einer Immunsuppression. Dies äußert sich klinisch unter anderem dadurch, dass in den Zulassungsstudien bei 28,7 % der Patienten unter Cosentyx® (gegenüber 18,9 % der Patienten unter Placebo) Infektionen auftraten. Bei den meisten Infektionen handelte es sich um nicht-schwerwiegende und leichte bis mittelschwere Infektionen der oberen Atemwege und mukosale oder kutane Candidosen. Damit besteht die Indikation zur Impfung gegen Pneumokokken.

Die S3-Leitlinie empfiehlt die Impfung mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff (Prevenar®), nach 6 – 12 Monaten zusätzlich den 23-valenten Polysaccharidimpfstoff (Pneumovax®).

Patienten unter Behandlung mit Cosentyx® können gleichzeitig mit inaktivierten Impfstoffen oder Totimpfstoffen geimpft werden. In einer Studie war nach Meningokokken-Impfung und Impfung mit inaktiviertem Influenza-Impfstoff ein ähnlicher Anteil von mit 150 mg Secukinumab bzw. mit Placebo behandelten gesunden Probanden in der Lage, eine angemessene Immunantwort in Form eines mindestens vierfachen Anstiegs der Antikörpertiter gegen die Meningokokken- und Influenza-Impfstoffe aufzubauen. Die Daten deuten darauf hin, dass Cosentyx® die humorale Immunantwort auf die Meningokokken- bzw. Influenza-Impfstoffe nicht unterdrückt (Fachinformation Cosentyx®, August 2017).

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Immunantwort auf den Pneumokokken-Konjugatimpfstoff ebenfalls gegeben ist.



Frage 2: Meine Patientin (53 Jahre alt) ist an Zoster erkrankt und wird erfolgreich mit Zostex® sieben Tage lang behandelt. Sollte sich die Patientin (keine Autoimmunerkrankungen, Z. n. ausgeheilter Miliar-TBC vor zehn Jahren) nachfolgend mit Shingrix® impfen lassen? Wenn ja, in welchem zeitlichen Abstand zu der aktuellen Zostererkrankung sollte die Impfung erfolgen?

Antwort: Ja! Eine durchgemachte Zostererkrankung schützt nicht gegen einen erneuten Herpes Zoster.

Bevor die Impfung erfolgt, sollte die Herpes-Zoster-Erkrankung auf jeden Fall vollständig ausgeheilt sein. Zum zeitlichen Abstand ist in der Fachinformation keine konkrete Zeit genannt. Während und nach einer Zoster-Infektion ist das Immunsystem mit der akuten Infektion "beschäftigt". Ich persönlich empfehle, mit der Impfung nach einer akuten Herpes-Zoster-Erkrankung sechs Monate zu warten. Bisher gibt es hierzu allerdings keine auf kontrollierten Studien beruhende "Evidenz".



Frage 3: Meine 18-jährige Patientin hat vor einigen Jahren eine Hepatitis-B-Grundimmunisierung erhalten. In einer kürzlichen serologischen Kontrolle ist ein nicht ausreichender Impftiter (Anti-Hbs-Antigen < 100 I.E./l) festgestellt worden. Zu erwähnen ist, dass beide Elternteile jeweils nach einer Hepatitis-B-Grundimmunisierung keinen ausreichenden Antikörpertiter erreicht haben. Kann das Nichtansprechen der Familie auf die Impfung genetisch bedingt sein? Die junge Patientin möchte als Kinderpflegerin arbeiten und benötigt aus arbeitsmedizinischer Sicht einen Hepatitis-B-Schutz. Wie soll ich weiter verfahren?

Antwort: Die Immunantwort auf Impfungen hat in der Tat auch eine genetische Komponente.

Wichtig wäre zu wissen, ob die Patientin direkt nach der Grundimmunisierung Antikörper gebildet hat.

Pragmatisch würde ich wie folgt vorgehen:

Zunächst Booster mit einer normalen Dosis eines Hepatitis-B-Erwachsenenimpfstoffs, anschließend Titerkontrolle.

Falls die Patientin auch auf diesen Booster keinen ausreichenden Titer entwickelt, empfehle ich "off Label" – nach entsprechender Aufklärung – die Impfung mit einem adjuvantierten Hepatitis-B-Impfstoff: Fendrix®. Dieser Impfstoff führt bei fast allen "Nonrespondern" zu einer ausreichenden Antikörperbildung. Lokalreaktionen an der Einstichstelle sind etwas häufiger. Zugelassen ist Fendrix® nur für Patienten mit Niereninsuffizienz – deshalb "Off-Label-Aufklärung".



Autor:

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Dr. Andreas Leischker, M.A.

Facharzt für Innere Medizin – Reisemedizin Sachverständiger
Gelbfieberimpfstation
Alexianer Krefeld GmbH
47918 Krefeld

Interessenkonflikte: Beratertätigkeit (Advisory Board) für die Firmen Sanofi und GSK


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (20) Seite 58