Er hatte den Stein ins Rollen gebracht: Dr. Norbert Smetak, seines Zeichens 1. Vizepräsident des Berufsverbands Deutscher Internisten, sprach beim BDI-Internistentag im Herbst Klartext: Da Hausärzt:innen überall Mangelware sind und sich die Situation aufgrund der demographischen Entwicklung in den nächsten Jahren weiter verschlimmert, müsste nun als Rettungsanker endlich das gesamte Potenzial der Internist:innen zur Stärkung der Hausarztmedizin genutzt werden.

HzV für Internist:innen öffnen

Für Smetak bedeutet dies zum einen, dass den Internist:innen auch die hausärztliche Weiterbildungsförderung zugutekommen sollte. Denn von den 53 % der Hausarzt-Internisten, die derzeit keine Weiterbildungsstellen anbieten, würden 60 % dies dann doch tun, wenn sie dabei – wie die Allgemeinmediziner:innen – gefördert würden. Immerhin absolvieren pro Jahr 2.000 Internist:innen ihre Facharztprüfung, von denen dann ein Teil auch hausärztlich tätig wird. Noch wichtiger ist es aber, die Internist:innen stärker in die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) einzubinden. 60 % der hausärztlich tätigen Internist:innen beteiligen sich derzeit nicht an der HzV. Dafür sollte die Bundesregierung jetzt den Rechtsrahmen ändern. Derzeit müssen sich für einen HzV-Vertrag Vertragsgemeinschaften bilden, die ausschließlich aus mindestens 50 % Allgemeinmediziner:innen bestehen. Ob diese Forderung allerdings politisch Gehör findet, muss bezweifelt werden. Im Koalitionspapier wird die HzV nicht einmal erwähnt.

Hausärztevertreter wollen Internist:innen eine neue Heimat bieten

Dafür können die Internist:innen jetzt auf Unterstützung von ganz unerwarteter Seite hoffen. Die Rede ist von den Allgemeinärzt:innen selbst. Beim diesjährigen berufspolitischen Oktoberfest des Hausärzteverbandes wollte man seinen Ohren nicht trauen, als es hieß, dass man den Hausarzt-Internist:innen "gemeinsame Angebote" machen müsse. Ruben Bernau, Vorstandsmitglied im Institut für hausärztliche Fortbildung (IhF), meinte gar, dass man der Fachgruppe im Verband oder auch in der DEGAM als Familienmediziner eine neue Heimat bieten solle. Und auch der IhF-Vorsitzende Dr. Hans-Michael Mühlenfeld bricht eine Lanze für die Internist:innen. Theoretisch sind sie zwar keine Primärversorger, praktisch aber – gerade nach langjähriger Berufserfahrung – durchaus. Deswegen sollten die Internist:innen, die sich für den Hausarztberuf entscheiden, eben auch entsprechend gefördert werden. Fehlende Inhalte aus der Aus- und Weiterbildung ließen sich durchaus noch aneignen, meint Mühlenfeld.

Diese Wandlung überrascht doch sehr, weil die Wogen zwischen Internist:innen und Allgemeinmediziner:innen bisher kaum zu glätten waren. Der Druck ist jedoch derzeit angesichts einer drohenden Lücke von bis zu 11.000 Hausärzt:innen bis 2035 derart immens, dass künftig jede Hausärzt:in gebraucht wird, egal aus welchem Hause sie stammt. Gut also, dass jetzt die Internist:innen in den Startlöchern stehen, meint Ihr


...meint Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (1) Seite 28