Zwischen Chiemsee und Tirol lockt nicht nur eine spektakuläre Bilderbuchlandschaft, sondern man kann auch so manches Idyll finden, das zu Entspannung einlädt. Auf einem sonnigen Hochplateau mit Blick auf die Bayerischen Alpen lädt zum Beispiel das Gut Steinbach dazu ein, Urlaubsträume wahr werden zu lassen. Unsere Reiseautorin Dr. Renate Scheiper wollte das einmal selbst erleben und berichtet davon begeistert.

Urig sehen sie aus mit ihren langen, zotteligen Fransen unter dem Bauch. Elegant fast halbmondförmig nach oben geschwungen sind ihre Hörner. Kräftig ist der massige Körper der Yaks – ideal, um schwere Lasten über die eisigen Höhen des Himalaya zu tragen. Doch hier im Chiemgau auf dem sonnigen Hochplateau, von "Gut Steinbach" in Reit im Winkl, ist es weder eisig und mit 700 Metern auch nicht wirklich hoch. Doch vermitteln uns die umgebenden Bayerischen Alpen mit den Gipfeln des Kaisergebirges ein grandioses Urlaubsgefühl und den Tieren vielleicht einen Hauch von Heimat.

Die Berge immer im Blick

Auch wir liegen entspannt in den Liegestühlen der sonnigen Terrasse unseres Chalets. Die Ruhe, die diese Tiere ausstrahlen, die wir sogar von hier aus beobachten können, geht auf uns über und lässt die lange Anfahrt vergessen. Das Chalet-Dorf ist ein gesonderter Teil von "Gut Steinbach", in dem sieben unterschiedliche Chalets um einen hübschen, künstlich angelegten Teich gruppiert sind – jeweils mit großer Terrasse und Wiese. Fantastisch ist der Blick vom über die von Bergen gerahmte weite Landschaft, deren Laubbäume im Herbst in bunten Farben leuchten.

Reiseinformationen
Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Übersee oder Prien am Chiemsee. Die beste Verbindung mit der Deutschen Bahn bis Bahnhof Prien am Chiemsee, dort umsteigen in die RVO-Buslinie 9505 nach Reit im Winkl. Mit dem Pkw aus Richtung München kommend auf der A 8 bis zur Ausfahrt Grabenstätt. Von dort auf der Bundesstraße 305 bis Reit im Winkl.

Touristeninformation Reit im Winkl: Tel. 08640-80020, info@reitimwinkl.de . Viele Sommer- und Winteraktivitäten von leicht bis anspruchsvoll.

Gut Steinbach Hotel & Chalets bietet 7 Chalets und 55 Zimmer und Suiten in Reit im Winkl, E-Mail: info@gutsteinbach.de . Tel. 08640-8070. Ganzjährig geöffnet.

Nach zwei mit Faulenzen, Spaziergängen und den Angeboten des Spa-Bereiches ausgefüllten Tagen machen wir eine kleine Wanderung mit Bergführer Walter Wolfenstätter. Auf schmalem Pfad laufen wir im Gänsemarsch zwischen den Almen hoch über Reit im Winkl, dessen Zwiebelturm der Pfarrkirche St. Pankratius wie ein wachender Feldherr über die roten Dächer der Häuser hinausragt. Faszinierend ist der Fernblick auf die Kulisse der bayerischen Alpen, die den hübschen Ort wie ein Bühnenbild rahmen. Den Pfad teilen wir uns mit glücklich wirkenden Kühen, die sich am saftigen Gras laben und überall "Vorfahrt" haben.

Den Duft der Natur genießen

Bald erreichen wir den beliebten Barfußpfad. Begeistert streifen wir die Wanderschuhe ab. Herrlich ist das Gefühl, den kühlen, leicht feuchten Grasboden unter den Fußsohlen zu spüren. Wie weiche Polster fühlt sich das Moos an, das die Füße förmlich umschmeichelt. Doch dann müssen wir auf den 250 Metern barfuß noch glatte Steine bewältigen, bevor Holzstufen sich wieder samtweich anfühlen. Wir erleben ein völlig neues Konzentrationsgefühl auf die Füße. Endlich enden wir im kleinen Kneipp-Bereich, wo wir storchenartig durch das Wasser waten. Und alles mit Blick auf den hübschen Ort Reit im Winkl und die hinreißende Kulisse der Berge. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass wir sozusagen im Duft von Wiesenblumen und nahem Wald "baden". Für uns Großstädter ein beglückendes Urlaubs- oder sogar Lebensgefühl.

Im gerodeten Winkel

Hinter einer kleinen Kapelle hangeln sich am Klettersteig mutige Kinder am senkrechten Felsen entlang – unter kundiger Anleitung und bestens gesichert natürlich. Aus der Ferne wirken sie wie Insekten, die sich ins Gestein klammern. Gemächlich geht es dann auf schmalem Wanderweg wieder abwärts – diesmal ohne Begleitung der Kühe, die weiter oben grasen. Doch auch jetzt bleiben wir immer wieder stehen, um den Blick auf die Berge zu genießen. Walter Wolfenstätter lüftet jetzt auch das Geheimnis des interessanten Ortsnamens "Reit im Winkl": ‚Reit’ hat nichts mit Reiten zu tun, sondern kommt von mittelalterlich ‚roden’ oder ‚urbar machen’. Und das "gerodete" Land liegt im "Winkel" zwischen Tirol, Salzburg und Bayern. Urkunden des "Bergdorfes" gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Doch erst 1524 wurde Reit im Winkl ein selbstständiger Ort. Wieder was gelernt.

Leben mit den Tieren

Unten angekommen, bummeln wir in aller Gemütlichkeit durch den idyllischen Ort mit seinen hübschen Häusern und den blumenreichen, holzgeschnitzten Balkonen im typischen Chiemgauer Stil. Im selben Stil fügen sich auch alle Gebäude von "Gut Steinbach" in die weite Wald- und Wiesenlandschaft. Niemand kann ahnen, dass alle Häuser erst 2011 errichtet wurden von Fachleuten der Region, die ihr Handwerk mit Herzblut von der Pike auf gelernt haben. Auf der Holzterrasse des Haupthauses genießen wir nach der Wanderung eine deftige Brotzeit mit Blick auf die Berge – für uns "Flachländer" immer wieder faszinierend.

Nicht ohne Grund nennt sich das Hotel "Gut" Steinbach. Wie auf einem Gut lebt der Gast, wenn er möchte, mit den Tieren. Die wuseln natürlich nicht zwischen den Gästen herum. Das Rotwild tummelt sich in einem riesigen Areal gegenüber dem Hotel auf einem bewaldeten Berghang. Doch sie wissen genau, wann Futterzeit ist mit besonderen "Leckereien", und kommen aus allen Ecken schleunigst angelaufen, um so viel wie möglich davon zu bekommen. Ziegen einer besonderen Rasse haben ihr Reich daneben.

Im Sternenpark die Milchstraße bestaunen

Ein märchenhafter Sternenhimmel wölbt sich über uns, als wir am letzten Abend an einer Sternführung mit einem Astronom auf der Winklmoosalm teilnehmen. Auf 1.700 Metern liegt das Hochplateau. Rundherum ist es stockdunkel. Das ist Voraussetzung für die Lage eines zertifizierten Sternenparks. Als breites Band zieht sich die Milchstraße quer über uns hinweg. Deutlich ist das Sternbild des Orion zu erkennen, daneben das des Pegasus und auch der Andromeda. Zurück auf unserer Terrasse können wir nun sogar vom Liegestuhl aus die Sternbilder finden, da auch hier keine Lichterflut unseren Blick trübt. Tief atmen wir die würzige Waldluft ein. Als sei es ein inszeniertes Spektakel, geht der Mond merkwürdig eiförmig über den Bergen auf, gerahmt von Baumwipfeln und romantischen Wolken. Es könnte ein Gemälde von Spitzweg sein. ◾



Autorin:
Dr. Renate V. Scheiper

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (14) Seite 70-72