Ruhm ist ein wankelmütiger, vergänglicher Geselle. Nicht umsonst wurde früher bei der Papstkrönung mit der symbolischen Verbrennung von Werg augenfällig gemacht, dass auch einem Kirchenfürsten die irdische Vergänglichkeit droht. Bekräftigt wurde dies dann durch den Ausruf "Heiliger Vater, so vergeht der Ruhm der Welt (sic transit gloria mundi)".

Da ist es schon ein Ritterschlag, wenn der eigene Name als Straßenbenennung verewigt wird oder Forschungsleistungen im Appendix botanischer und tierischer Klassifizierungen auftauchen. Als nun kürzlich die Meldung durch die Gazetten geisterte, dass sogar eine Blume den Namen unseres Gesundheitsministers Karl Lauterbach trage, mag manche kritische Leser:in ein parteipolitisches Kalkül zum Aufhübschen des Impfdebakels vermutet haben. Aber Vorsicht! Die aus Neuguinea stammende Pflanze Alocasia lauterbachiana verdankt ihre Benennung dem Botaniker Karl Adolf Georg Lauterbach – dem schon seit einhundert Jahren verblichenen Direktor der Neuguinea-Kompagnie in Berlin. Und schon ist klar: Ein Zusammenhang mit noch lebenden Personen ist rein zufällig.

Für den gewöhnlichen Hausarzt dürfte eine solche Namenskarriere sowieso ziemlich schwierig sein, aber ist sie gänzlich aussichtslos? Tatsächlich gibt es bei uns im Ort eine kurze Straße, die zu Ehren eines ehemaligen Oettinger Hausarztes benannt ist. Der knapp nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verstorbene Sanitätsrat war Ehrenbürger der Stadt – und das mit Recht. Als knorrige und immer ansprechbare Person versorgte er ein halbes Jahrhundert lang die örtliche Bevölkerung, das Krankenhaus und umliegende Ortschaften, selbst im Krieg. Einziges Hobby waren der Garten und die Obstbaukunde. Weil "Herr Doktor" die hierfür notwendigen Handarbeiten wetterentsprechend mit seinem Landarzttun verbinden musste, konnten sich Hausbesuche oder andere wichtige Praxisanliegen manchmal bis weit nach Mitternacht verschieben. Betagte Patient:innen schwärmen mit verklärtem Blick noch heute von diesen Zeiten. Das Ende des engagierten und überaus beliebten Kollegen war standesgemäß und so, wie es sich für einen Pomologen gehört. Beim Schneiden seiner Apfelbäume stürzte er im 76. Lebensjahr ab und starb an den Folgen dieses Unfalls. Die Lebenseinstellung, der Arbeitswille und das spektakuläre Finale haben die Erinnerung an dieses hausärztliche Original zumindest in unserer Region bis heute lebendig gehalten, weit über die Straßenbenennung hinaus. Das hat er manch schillernder Persönlichkeit voraus, deren Name nur noch auf einer Straßenkarte lebt.


Dies meint Ihr Fritz Meyer, Allgemeinarzt


Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (8) Seite 67