Haben Sie schon einmal leckere Mahlzeiten in einer Elefantenküche zubereitet? Oder die grau-braunen Riesen nach dem Schlammbad gewaschen und mit Kokosfasern abgerubbelt? Im Süden Thailands ist das im Dschungelgrün des Khao Sok-Nationalparks bei einem Besuch des Elefantencamps durchaus möglich, berichtet unser Reiseautor Ulrich Uhlmann.

Vom Elephant Hills Camp mit seinen komfortablen Safari-Zelten, zwei Autostunden vom Flughafen Phuket entfernt, geht es in zehnminütiger Fahrt zum nahe gelegenen Elefantenpark inmitten beeindruckender Tropenlandschaft, wo ein Dutzend Dickhäuter nach langen Arbeitsjahren eine geruhsame Auszeit verbringt.

Helfen in der Elefanten-Waschanlage

Von den großen und kleinen Besuchern neugierig begutachtet, steht zuerst der Badetümpel auf dem Programm, in dem die Jumbos genüsslich mit ihrem Rüssel herumspritzen. Spielend verschwinden sie im kühlen Nass, bis nur noch Rüssel oder Fußsohlen an der Oberfläche zu sehen sind. Lehmiger Schlamm bedeckt die Rücken.

Als Nächstes ist die Elefanten-Waschanlage angesagt. Mit großem Hallo werden den Besuchern Wasserschläuche und Kokosfasern in die Hand gedrückt. Das Abspritzen und Abschrubben der Dickhäuter kann hautnah beginnen. Ängstlich sein gilt nicht – nach anfänglichem Zaudern geht es Groß und Klein gut von der Hand, und manches Foto wird zur Erinnerung gemacht.

Danach ist Essenszeit, natürlich nur für die Elefanten. Auf einem langen hölzernen Tisch ist alles aufgereiht, was auf dem Speiseplan der Rüsseltiere steht: Bananen, Ananas, Bambus, Zuckerrohr und anderes. Immerhin verdrückt ein ausgewachsener Dickhäuter täglich bis zu 200 Kilogramm Grünes. Also Hackmesser genommen und alles in fressgerechte Stücke zerkleinert. Aber was nun? Zögerlich wird auf flacher Hand das Futter gehalten. Behutsam-geschickt verschwindet es im Rüssel – ein Erlebnis der besonderen Art.

Mit dem Langboot unterwegs

Anderntags übernachten wir im nahe gelegenen Rainforest Camp am Cheow Lan-Stausee, der ebenfalls zum Khao Sok-Nationalpark gehört. 1987 war er geflutet worden und erreicht heute vergleichsweise die doppelte Größe des bayerischen Chiemsees. Mit dem Longtailboot, dem beliebten thailändischen Transportmittel, geht es in schneller, fast einstündiger Fahrt vorbei an steil aufragenden Kalksteinfelsen, winzigen Inseln und dichtem Regenwald. Guide Tony berichtet: Mit dem Bau des Stausees wurden mehrere Dörfer umgesiedelt und per Hubschrauber und Boot rund 1.400 Wildtiere gerettet, die sich auf die neu entstandenen winzigen Inseln geflüchtet hatten. Übrigens leben noch heute im Dschungel des Nationalparks wilde Elefanten, Bären, Leoparden und Tiger.

Nobel wohnen auf dem Wasser

Dann steuert das Langboot das Camp an. Die Schwimmwesten werden abgelegt. Es geht an Land – nein, Irrtum: Es gibt keine Landverbindung. Die zwanzig Luxusunterkünfte schwimmen auf dem See, natürlich mit Dusche und allem Drum und Dran und dem Blick auf eine einzigartige Bergkulisse. Im smaragdgrünen Wasser vor den Safari-Zelten dümpeln Kajaks, mit denen später eine zweistündige Tour in die fjordähnlichen Seitenarme des Stausees startet. Die Kajak-Touristen empfängt die geheimnisvolle Ruhe des tropischen Regenwaldes, nur unterbrochen von den Geräuschen und Rufen der Natur. Mit etwas Glück sind Gibbons und Makakenäffchen zu beobachten, die sich von Ast zu Ast hangeln.

Szenenwechsel: In einstündiger Fahrt saust das Schnellboot von Phuket zur kleinen Insel Kho Yao Noi. Hier empfängt im winzigen Hafen von TreeHouse Villas der 25-jährige Resortchef Thomas Boehringer, aufgewachsen im schweizerischen St. Gallen, eine kleine Gruppe Sonnenhungriger, die über den Münchener Reiseveranstalter Lotus Travel Service erholsame Tage an der Andamanensee gebucht haben. Gewohnt wird in einer der naturverbunden gestalteten Baumhausvillen mitten im tropischen Grün. Selbst an eine Hängebrücke ist gedacht, die zu den gediegenen Räumlichkeiten führt. Für das leibliche Wohl sorgt mit kulinarischer Raffinesse ein deutscher Küchenchef.

Inselhüpfen in die Hängematte

Was der 28-Jährige Koch seinen Gästen neben Schwimmen, Tauchen und Schnorcheln an Insel-Abenteuern empfiehlt? "Nun", sagt er, "da wäre eine Tour quer übers Land vorzuschlagen." Viel gibt es zu sehen: Kautschuk- und Ölpalmplantagen, Urwald und Mangrovensümpfe, ausgedehnte Reisfelder und einsam gelegene Fischerdörfer. Schließlich leben auf Kho Yao Noi nur 6.000 Menschen, meist Moslems. Und Thomas Boehringer ergänzt: "Auf keinen Fall aber sollten die Gäste, wenn sie urwüchsige Natur erleben wollen, eine Tour von Insel zu Insel verpassen, das sogenannte Inselhüpfen."

Etwa drei Stunden ist das Longtailboot unterwegs. Bootsführer Muhammad bringt seine Gäste rund um Koh Yao Noi von Inselchen zu Inselchen. Etwa 140 davon soll es in der Bucht zwischen Phuket und Krabi geben, fast alle unbewohnt. Vorbei führt die Schifffahrt an bizarren Kalksteingebilden, an tief in den Berg geschnittenen Höhlen und einsamen, feinsandigen Stränden. Gelegentlich gibt es hinter einer Klippe einen Fischerkahn zu entdecken, denn Fischfang ist neben der Kautschukgewinnung von alters her einer der Haupterwerbszweige auf Koh Yao Noi.

Muhammad legt am Ufer eines Eilands an. Wenige Meter weiter beginnt der Regenwald mit mannshohen Baumfarnen, Palmen und Bambus. Eigenartige, gewaltige Brettwurzeln halten riesige Edelhölzer in der dünnen Humusschicht. Feucht-heiße Luft verbreitet Modergeruch. Ped, der 49-jährige Guide, bereitet das Mittagsmahl vor – so wie es sich für eine unbewohnte Robinson-Insel geziemt. Auf der Menükarte stehen frisch geerntete Ananas und Bananen aus seinem heimischen Garten, fruchtige Mangos und kühle Kokosmilch aus der noch grünen Nuss. Eine Hängematte, am Strand aufgespannt, vermittelt bleibende Erinnerung an einen Traumurlaub.

Reise-Informationen



Autor:
Ulrich Uhlmann

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (20) Seite 82-84