Ob groß und hoch technisiert oder klein & portabel: In der Hausarztpraxis sind Medizingeräte insbesondere bei der Diagnostik essenziell. Was gehört zum Standard, was tut sich in Forschung & Praxis — und wo lohnt sich auch mal ein Blick über den Tellerrand?

Laut KBV verfügen bei den hausärztlichen Internist:innen 93 % der Praxen über ein Sonografiegerät, bei den Allgemeinärzt:innen sind es 59 %. Mit einem Bauchultraschall können z. B. ohne Strahlenbelastung innerhalb kurzer Zeit fast alle Organe im Bauchraum betrachtet werden. Mittels Ultraschall ist es u. a. möglich, eine Verengung an der Halsschlagader festzustellen oder Thrombosen in den Venen zu identifizieren.

Sonografie

Aus der Praxis: Abrechnung Sonografie

Damit Kassenärzt:innen eine Sonografie abrechnen können, muss eine Genehmigung der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung vorliegen. In der Hausarztpraxis kann man mit Duplex- oder Triplex-Sonografie die Gefäße sehr gut darstellen, aber hier sinddie Abrechnungsmöglichkeiten eingeschränkt: Anders als in der Gefäßmedizin (Angiologie) können Allgemeinmediziner:innen nur die Leistung mit einer einfachen Sonde abrechnen.

Gerätetipp: Neue Ultraschall-Generation

Intelligente Sonografiesysteme stehen für eine hervorragende Bildqualität bei hohem Bedienkomfort. Das Ultraschallsystem ACUSON NX2™ z. B. ist ein von Anwender:innen inspiriertesSystem, das über verschiedene klinische Anwendungsgebiete hinweg eine exzellente Bildgebung verspricht. ACUSON NX2 Elite™ wiederum punktet u. a. mit einem erweiterten Monitor inkl. 1.080-Pixel-HD-Display.

Aus der Forschung: Lungenultraschall

Ein Lungenultraschall wird insbesondere bei akutem Lungenversagen empfohlen und kann beispielsweise während der COVID-19-Pandemie eine hilfreiche diagnostische Alternative darstellen, wenn eine CT-Untersuchung nicht umgehend verfügbar sein sollte.

Herzdiagnostik

Die Herzdiagnostik gehört zum Standard in der Hausarztpraxis. Im Fachbereich häufig vertreten sind z. B. Herzrhythmusstörungen: schwierig zu differenzierende Unregelmäßigkeiten in der Abfolge des Herzschlags, welche von den Patient:innen oft nicht in dieser Form wahrgenommen werden. In vielen Fällen liegt dann eine Herz-Kreislauf-Krankheit zugrunde, wie z.B. Bluthochdruck, ein Herzinfarkt, eine Herzklappenerkrankung oder Herzinsuffizienz. Aber auch Störungen des Hormonhaushaltes oder ein dauerhaft hoher Alkohol- bzw. Koffeinkonsum können sich so bemerkbar machen.

Aus der Praxis: Telemedizin

Mittlerweile können Ärzt:innen bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz Patient:innen auch telemedizinisch versorgen. Die Leistungen werden extrabudgetär vergütet. Hausärzt:innen können für die Indikationsstellung und Aufklärung die GOP 03325, 04325 beziehungsweise 13578 abrechnen (je vollendete fünf Minuten, dreimal im Krankheitsfall).

Gerätetipp: Akustische Merkmale für KHK

Wenn sich Arterien aufgrund einer KHK verengen, sind Turbulenzen in der Blutbahn möglich, während das Blut die Engstelle passiert. Die mit den Turbulenzen verbundenen Geräusche sind ein wichtiger Indikator für eine signifikante KHK. In der Praxis ist das Erkennen dieser akustischen Merkmale aber schwierig. Denn für eine optimale Messung kommt es nicht nur auf modernste Sensorik, sondern auch auf die richtige Befestigung über dem Herzen an. Hier eignen sich z. B. mobile Lösungen wie das CADScor®-System. Es wird bei der liegenden Patient:in an der Brust fixiert und liefert in kurzer Zeit einen spezifischen Wert für die Einstufung des KHK-Risikos.

Extra-Tipp: Herzratenvariabilität (HRV)

HRV beschreibt die Fähigkeit des Herzens bzw. des vegetativen Nervensystems (VNS), sich schnell wechselnden physischen und psychischen Anforderungen flexibel und stetig anzupassen. Je variabler die Abstände, desto effektiver und effizienter ist der Umgang mit hohen Belastungslevel. Die VNS-Regulationsfähigkeit lässt sich z. B. mittels des einminütigen RSA-Tests unter vorgegebener Taktatmung ableiten. Erfasst werden her u. a. RSA (kardiol. Anpassungsfähigkeit), RMSSD (Regulationsgeschwindigkeit) und mHf (Regulationsspielraum). Die Folgen konstanter Anforderungsbelastung spiegeln sich im Funktionszustand des VNS wider. Ein Kurzzeittest (über 5 Min.) ermittelt über die HRV-Parameter Stress-Index, SDNN (veg. Gesamtvariabilität) und pNN50 (veg. Leistungsreserve) die "vegetative Balance". Das Messen von Stressregulationsfähigkeit und vegetativem Leistungszustand findet in Arbeitsmedizin (u. a. zur psychischen Gefährdungsbeurteilung), Sport und bei chronischen Erkrankungen statt. Eine aussagekräftige Ausarbeitung z.B. durch das System "Stress Pilot" lässt sich gut in den IGeL-Bereich integrieren.

Spirometrie

Symptome wie Atemnot oder hartnäckiger Husten landen oft zuerst in der Hausarztpraxis. Dabei ist eine Funktionsprüfung der Lunge nicht nur zu Jahreszeiten mit erhöhter Infektanfälligkeit wichtig, sondern auch essenziell zur Früherkennung von Lungenerkrankungen und zur Verlaufskontrolle während einer Therapie von Asthma sowie chronischer Bronchitis.

Gerätetipp: Tragbarer Spirometer

Wer den Spirometer in verschiedenen Praxisräumen nutzen möchte, für den eignen sich mobile Geräte wie die "Spirobank II™ Basic". Das Gerät besitzt u. a. eine Ampel-Anzeige für die direkte Testauswertung sowie eine Ergebnis- und Kurvenvorschau auf dem Bildschirm. "Minispir Light™" wiederum bietet sich für ein Echtzeit-Screening von COPD und Asthma an.

Extra-Tipp: Immun-Check für die Lunge

Forschende des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin haben mit der Chipzytometrie ein Verfahren etabliert, mit dem man die Immunzellen der Lunge charakterisieren kann. Bisher findet das Verfahren ausschließlich in der Forschung Einsatz, z.B. bei der Überprüfung der Wirksamkeit von neuen Prüfpräparaten gegen COPD.

Blutdruckmessung

Bei der körperlichen Untersuchung gehört sie zum festen diagnostischen Ablauf in der Hausarztpraxis.

Aus der Forschung: Weißkitteleffekt

Zwischen den in der Praxis und zu Hause gemessenen Blutdruckwerten liegt die Differenz beim systolischen Wert oft bei 20mmHg oder mehr. Ärzt:innen der Universität Toronto plädieren deshalb statt einer Praxismessung durch Arzt bzw. MFA für eine automatische Praxisblutdruck(AOBP)-Messung. Nach einer Metaanalyse von 31 Vergleichsstudien ergab sich bei mittleren systolischen AOBP-Werten im Bereich ≥130mmHg kein Unterschied zu den Werten einer ambulanten Langzeitmessung am Tage.

Gerätetipp: Blutdruckmessung zu Hause

Das Blutdruckmessgerät "boso medicus X" wurde von Stiftung Warentest dreimal zum Testsieger gewählt. Es ermöglicht eine sichere Blutdruckmessung, klinisch validiert nach ESH, und verfügt über eine Mittelwertfunktion für die Beurteilung des Blutdrucks nach WHO.

Extra-Tipp: Multifunktionales Tablet

Das "Mesi mTablet" ist ein System, das mit ABI, TBI, Pulsoximeter, EKG, Blutdruckmessgerät und Spirometer ausgestattet werden kann. Hierdurch können alle diese Messungen automatisiert und kabellos durchgeführt werden. Das Tablet ist nach ISO 9001 und ISO 13485 zertifiziert und entspricht den Vorgaben nach EU MDR und MDSAP für Medizinprodukte.

Medizinische Kleingeräte

Unabdingbar für Hausärzt:innen ist natürlich das Stethoskop, aber auch andere Kleingeräte wie Audiometer oder Dermatoskop werden oft eingesetzt, u. a. in Verbindung mit der Gutachtenerstellung.

Gerätetipps: Apps als wertvoller Support

Wenn es um effektives Wundmanagement geht, bietet sich z. B. die WundDoku App an: In drei Schritten werden die Patient:innen angelegt, Fotos geschossen und hochgeladen und Lokalisation sowie Diagnose hinterlegt. Auch Therapievorschlag, Wundbeurteilung und Maßnahmen können gespeichert werden.

Der Mimi-Hörtest ist ein einfacher Weg, um das Hörvermögen zu testen. Er liefert in ca. sechs Minuten erste Ergebnisse und eignet sich u. a. für Patient:innen, die ihr Hörvermögen fortlaufend im Blick behalten möchten, z.B. bei einer konstant hohen Geräuschkulisse auf der Arbeit. In der Hausarztpraxis kann die App erste Hinweise auf ein verschlechtertes Hörvermögen liefern.

Die eDermoscopy Plattform (u. a. mit Zweitmeinungsservice) unterstützt Ärzt:innen dabei, KI zur Ersteinschätzung von Muttermalen in die kabellose Praxis zu integrieren.

IGeL

Auch im Bereich IGeL können Medizingeräte der unterschiedlichen Kategorien für die eigene Hausarztpraxis interessant werden. Das gilt insbesondere für Zusatzleistungen, die in Zusammenhang mit lebensstilbedingten Erkrankungen stehen. Hier spielt z.B. die Körperzusammensetzung bzw. ihre Veränderung im Zeitverlauf eine wichtige Rolle.

Gerätetipp: Körperzusammensetzung

Der "seca mBCA 525" ist eine mobile BIA-Lösung (Bioelektrische Impedanzanalyse) für alle, die ihren Kund:innen im Bereich IGeL eine professionelle Körperzusammensetzungsanalyse anbieten wollen, die Ergebnisse mit medizinischer Qualität liefert und gleichzeitig von nichtmedizinischem Fachpersonal bedient werden kann. Die BIA eignet sich u. a. für den Einsatz im Rahmen einer Ernährungsberatung.



Autorin
Sabine Mack



Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (4) Seite 60-62