Auf einer Schifffahrt von Wien nach Budapest entdeckt man reichlich Kultur an den Ufern der Donau. Die Reise führt in das Herzland der einstigen K.-u.-k.-Donaumonarchie. Bratislava als slowakische Hauptstadt verzaubert durch seine Altstadt mit südländischem Flair. Und Budapest gilt als die "Königin der Donau" und zählt zu den schönsten Städten Europas, meint unser Reiseautor Ulrich Uhlmann.

Sollten Sie bei einer Donau-Kreuzfahrt in Bratislava anlegen und eine Stadtbesichtigung planen, dann empfehlen Sie der holden Weiblichkeit, sich unbedingt mit modischen Hosen zu schmücken. Denn in der Altstadt lauert, weithin bekannt, seit 1997 "Cumil", der "Gaffer". Verschmitzt schaut die Bronzefigur ebenerdig aus einem Kanalschacht heraus und direkt unter die Röcke der Damenwelt. Und wenig weiter lässt sich ebenfalls seit den 1990er-Jahren ein freundlich lächelnder napoleonischer Bronzesoldat – Bratislava wurde einst von französischen Truppen belagert – mit den Schönen der Stadt fürs Fotoalbum ablichten.

Geschichtsträchtiges Bratislava

Überraschungen in den Altstadtgässchen der slowakischen Hauptstadt also auf Schritt und Tritt. Nur wenige Minuten von der Anlegestelle entfernt, wo das Donau-Schiff namens "nickoVISION" Station gemacht hat, ist der Besucher schon mittendrin im Touristentrubel. Da reihen sich geschichtsträchtige Cafés wie zu K.-u.-k.-Zeiten aneinander, und bunte Boutiquen laden zum Kauf ein. Vom Michaelertor mit seinen barocken Zwiebeltürmen, dem letzten noch erhaltenen Stadttor aus dem 18. Jahrhundert, lassen sich auf dem Weg zum Hauptplatz prächtig renovierte ungarische Adelspaläste aus vergangenen Zeiten bestaunen. Immerhin war Bratislava (deutsch Pressburg; ungarisch Pozsony) ab Mitte des 16. Jahrhunderts fast 300 Jahre – Budapest hatten die Türken besetzt – Krönungsstadt der ungarischen Könige. Malerisch über der Donau gelegen residierten in der mächtigen, viertürmigen Burg die Ungarnkönige, darunter auch Kaiserin Maria Theresia. Heute sind hier Repräsentationsräume der slowakischen Regierung und das Historische Museum untergebracht.

Doch zurück auf die nickoVISION. An den Kabinenfenstern gleiten nun ursprüngliche Naturlandschaften, heimelige Dörfer und kleine Städtchen wie aus dem Bilderbuch vorbei.

Zwischen Buda und Pest

Am nächsten Tag ist Budapest erreicht. Rechts und links der Donau zieht es sich mit Parlament, Burgpalast, Fischerbastei, Matthiaskirche und Gellertberg über viele Kilometer dahin. Auf der Budaer Seite hügelig; auf der Pester Seite flach wie ein Handtuch, so dass Lästermäuler behaupten, der Affenfelsen im Zoo sei hier die höchste Erhebung. Dafür finden sich auf der Pester Seite zahlreiche Barockbauten und auch schöne Wohnhäuser aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Breite Boulevards und wunderschöne Kaffeehäuser sind erhalten und erinnern an die feine Gesellschaft der K.-u.-k.-Donaumonarchie. Der prächtige neogotische Bau des Parlaments wurde zwischen 1885 und 1904 direkt am Ufer der Donau auf der Pester Stadtseite erbaut. Mit einer Länge von 268 Metern gehört er zu den größten Gebäuden der Welt und ist das unbestrittene Wahrzeichen von Budapest.

Überquert man die Donau kann, man auf der Budaer Stadtseite den Burgberg mit der Matthiaskirche besuchen, der ältesten Kirche auf dem Schlossberg. Während der osmanischen Herrschaft über Ungarn (1541–1686) war die Matthiaskirche als Büyük Camii die Hauptmoschee der Osmanen. Danach wieder zur christlichen Kirche geweiht, wurden hier die ungarischen Könige gekrönt, darunter 1867 Franz Joseph und seine Frau Elisabeth, die legendäre Sisi. Nur wenige Meter weiter steht die Fischerbastei. Sie wurde um 1900 im neoromanischen Stil erbaut und erinnert an die Fischergilde, die früher diesen Teil der Stadtmauer zu verteidigen hatte. Der Ausblick über die Donau hinüber zum Parlamentsgebäude und auf die berühmte Kettenbrücke ist überragend. Zum Abschluss geht die Fahrt hinauf auf den Gellertberg, der sich auf dem rechten Ufer der Donau fast 240 m hoch steil erhebt. Auf dem Gipfel steht die Zitadelle, die in den 1850er-Jahren von Österreich errichtet wurde, um die Ungarn daran zu erinnern, wer Herr im Lande ist. Heute bietet sich vom Gellertberg ein überwältigender Ausblick auf Budapest, die Donau sowie das ungarische Mittelgebirge donauaufwärts und die ungarische Tiefebene (Puszta) donauabwärts.

Ab in die Puszta

Die Budapest-Besucher aber zieht es auch aufs flache Land. Puszta ist angesagt. Piroschka lockt in Hódmezövásárhelykutasipuszta (toller Name – das Dorf mit Piroschka-Museum gibt es wirklich – heute Szèkkutas). Doch der Halbtagesausflug geht nicht in die deutsch-ungarische Filmwelt von 1955 mit Liselotte Pulver – die ältere Generation wird sich lächelnd zurücklehnen – ,sondern in die Puszta bei Lajosmizse.

In der Tanyacsárda (ursprünglich abgelegenes Wirtshaus) wartet als Begrüßungstrunk schon ein zünftiger hochprozentiger Palinka, ein Obstbrand, nebst Pogatschen, einem typisch ungarischen Salzgebäck. Dann geht es zur lang erwarteten Reiter-Show. In ihrer traditionell blauen Kleidung lassen die Pferdehirten, die Csikós, ihre langen Peitschen knallend kreisen und kündigen so beeindruckende Reitvorführungen und Dressuren an. Eine Staubwolke steigt auf, wenn der Puszta-Fünfer durch die Arena wirbelt.

Reise-Tipps: nicko cruises Flussreisen
GmbH bietet mit "nickoVISION" Reisen mit den Routen Passau–Budapest–Passau und Passau–Schwarzes Meer–Passau an (jeweils 8/15 Tage). Auskünfte/Buchungen in jedem guten Reisebüro und unter 0711/248980-44; http://www.nicko-cruises.de .



Autor:
Ulrich Uhlmann

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (14) Seite 86-87