Malaysia ist ein Land der Kontraste im Süden Asiens. Da ist einerseits die quirlige, hochmoderne Hauptstadt Kuala Lumpur und das geschäftstüchtige, umtriebige Leben an der Westküste, aber auch die Geruhsamkeit in den Gebirgsregionen und an der vom Islam geprägten Ostküste der Malaiischen Halbinsel, wie unser Reiseautor Ulrich Uhlmann berichtet.

Dort, wo es vor allem die badehungrigen, aber auch naturverbundenen Touristen hinführt – auf die Inseln Langkawi und Penang am Rande des Indischen Ozeans –, treffen die Besucher auf ein buntes Völkergemisch aus Malaien, Chinesen und Indern, das seine Bräuche, Lebensgewohnheiten und das kulturelle Erbe in die Städte und Dörfer eingebracht hat. Malaysia ist ein farbenfrohes, liebenswertes Land. Mit seiner Vielfalt an Natur und Traditionen zieht es jeden europäischen Gast über kurz oder lang in seinen Bann.

Mit der Gondel zur Sky Bridge

Neben Strand- und Tropenwald-Erlebnissen auf Langkawi sollte unbedingt – so empfiehlt es unser Guide Awang – eine Tour zu einer der Hauptattraktionen der Insel auf dem Programm stehen: zu Cable Car und Sky Bridge. Mit der Seilbahn, 2002 eröffnet und steilste der Welt, geht es zum zweithöchsten Insel-Berg Langkawis in über 700 Metern Höhe. Die Gondeln, mitunter leicht schwankend, schweben über dem immergrünen Blätterdach in zwanzig Minuten nach oben. Unser Blick weitet sich auf Wasserfälle, Felsgebilde und Meer. Kleine Ansiedlungen und Inselchen lassen sich in der Ferne entdecken.

Angekommen auf der Bergstation lockt dann die 125 Meter lange Aussichtsbrücke – ein architektonisch-technisches Meisterwerk. Ein einziger, 80 Meter hoher Stahlmast sichert mit seinen Haltetrossen die geschwungene Brücke. Einzigartig der Ausblick bis hinein ins grenznahe Thailand und zu den Ausläufern der indonesischen Inselwelt. Bis zu 2.000 Personen können die Sky Bridge "bevölkern", ohne Schaden zu nehmen. So versprechen es jedenfalls die Erbauer.

Vielfältig nutzbare Kokospalme

Weiter geht es in ein Bauerndorf auf Langkawi. Dort lernen wir die Pflanze kennen, aus der, wie die Leute in Südasien sagen, 101 nützliche Dinge entstehen können: die Kokospalme. Neben den traditionellen, auf Stelzen gesetzten Holzhäusern recken sich die tropischen Stämme mit ihren gefiederten Blättern gertenschlank bis zu fast dreißig Meter gen Himmel.

Stolzer Besitzer der Mini-Plantage ist Opa Mamak, der aus dem Effeff weiß, wozu die Palme gut ist, und zählt auf: "Sie gibt uns Öl, Fett, Karamell, Alkohol, Essig und Viehfutter. Wir können sie auch zu Seilen, Matten, Essgefäßen und Baumaterial verarbeiten – was übrig bleibt, ist immer noch gut für Brennstoff oder als Räuchermittel gegen Moskitos."

Äffchen erledigen die Ernte

Doch wie kommt Opa Mamak hoch droben an die kiloschweren Steinfrüchte heran, die im Bündel auf die Ernte warten? Mit einer Handbewegung weist er hinters Haus. Dort thront auf einem Holzgestell der Hauptdarsteller der nächsten Minuten – nämlich Ping. Das fünfjährige Makakenäffchen wartet auf seinen Arbeitsbeginn. Zwölf Monate lang wurde ihm spielend anerzogen, wie es die Nüsse vom Baum zu holen hat. Über 200 Kokosnüsse sind das tägliche Pensum, wenn Ernte angesagt ist. Als Belohnung für Fleiß und guten Willen gibt es zum Schluss für das Äffchen Kokosmilch direkt vom Erzeuger. So geht es 15 Jahre lang. Dann beginnt für Ping das "Rentnerleben".

Szenenwechsel. Mit der Express-Fähre schippern wir in knapp dreistündiger Seefahrt von Langkawi zur nahe gelegenen Insel Penang. Unser Ziel ist George Town, der Verwaltungssitz mit seinen etwa 750.000 Bewohner:innen. Es ist eine Stadt der Gegensätze: In den engen Gassen der Altstadt wuselnde Betriebsamkeit und drängender Verkehr; dann andernorts wieder ausgedehntes Grün, das die Lungen labt; in den Regenwolken fast versteckte Wolkenkratzer und daneben heimelige Familienanwesen. George Town ist aber auch eine Stadt der Gemeinsamkeiten: So stehen in der "Straße der Harmonie" christliche Kirchen und buddhistische Tempel dicht beieinander mit einer islamischen Moschee, und auf den "Naschmärkten" palavern an den Garküchen einheimische Malaien und Chinesen, Inder und Bumiputra (malaysische Ureinwohner) allabendlich freundschaftlich über Familienanliegen und die große Landespolitik.

Hermann Hesse war von Penang beeindruckt

Allerorts aber ist auch das Erbe der britischen Kolonialzeit sichtbar: das Fort Cornwallis aus dem 18. Jahrhundert, das neobarocke Rathaus, der Uhrturm oder auch das Eastern & Oriental Hotel, das den herrschaftlichen Glanz vergangener Zeiten widerspiegelt. Hermann Hesse war 1911, wie zuvor schon Karl May, beeindruckt von "den bunten Erscheinungen des Gassenlebens in der Hindustadt, der Chinesenstadt, der Malaienstadt …", wie er in seinem Reisebericht schreibt.

Wir machen uns unweit von George Town auf den Weg zum Kek-Lok-Si-Tempel und tauchen ein in die geruhsame Welt des Buddhismus. Schon von weitem ist auf den Bergterrassen die "Pagode der zehntausend Buddhas" zu erkennen, die das Gesicht der größten buddhistischen Tempelanlage des Landes bestimmt. Sehenswert auch die über dreißig Meter hohe Bronzegöttin Kuan Yin. Stimmungsvolle Gebetshallen, blumenbunte Gärten und Höfe und unzählige Bronzestatuen laden uns im "Tempel der größten Seligkeit", wie Kek-Lok-Si auch genannt wird, zum längeren Verweilen ein.

Doch was wäre eine Penang-Tour ohne landestypische Batik-Mitbringsel für die Daheimgebliebenen? In der Penang Batik Factory dicht bei George Town werden wir fündig. Das Angebot ist groß. Arissa, die junge Verkäuferin, zeigt uns Tischdecken, Strandtücher, bunt gemusterte Sarongs und Hemden und erklärt: "Wir machen das hier seit fast fünfzig Jahren. Alles wird auf traditionelle Art gefertigt. Ihr könnt euch das gern mal ansehen. Das ist echte Handwerkskunst." Nach dem Rundgang durch die Werkstätten darf unter fachkundiger Anleitung selbst Hand angelegt werden beim Ausmalen der Batik-Muster – dann hübsch verpackt eine geschmackvolle Erinnerung an den Penang-Inselbesuch.

ReiseInformationen
Die Einreise nach Malaysia ist bis zu 90 Tage visumfrei. Beste Reisezeit für Langkawi und Penang von Dezember bis Februar. Qatar Airways bietet vorerst keine Direktflüge nach Langkawi und Penang an, dafür neben anderen Airlines tägliche Verbindungen ab Frankfurt und München nach Kuala Lumpur und fünfmal wöchentlich ab Berlin. Ticket Frankfurt-Langkawi ab 630 € (Hin- und Rückflug). Nähere Informationen/Prospekte zu Malaysia insgesamt, zu Langkawi und Penang bei Malaysia Tourism Promotion Board, Weißfrauenstr. 12–16, 60311 Frankfurt, Tel. 069/460923420; www.malaysia.travel. Flugbuchung: www.qatarairways.com.

Die Reise wurde unterstützt von Tourism Malaysia und Qatar Airways.

Reiseliteratur: Stefan Loose Travel Handbuch "Südostasien/Die Inselwelt", DuMont, 26,99 €; Polyglott on tour "Malaysia", Gräfe und Unzer Verlag, 13,90 €; Marco Polo "Malaysia", MairDumont, 12,99 €; "InselTrip Penang", Reise Know-How Verlag, 11,95 €.



Autor
Ulrich Uhlmann

Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (10) Seite 74-76