Noch bis zum 1.10.2020 haben diabetologisch tätige Ärzte die Möglichkeit, an einer Umfrage zu neuen Technologien und der Praxis der Zukunft teilzunehmen. Neben dem Ist-Stand soll vor allem der Blick in die Zukunft gerichtet werden: Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus zukünftig für diabetologische Einrichtungen?

Die Diabetologie verändert sich durch neue Möglichkeiten der Erfassung, Übertragung und Interpretation von Glukosedaten und der (semi-)automatisierten Steuerung von Insulin. Mehrere Diabetes-Apps stehen in den Startlöchern, um als "App auf Krankenschein" die Therapie zu bereichern, und auch die "elektronische Diabetes-Akte" wird bald Einzug in die Praxen halten. Schon heute gibt es zur Diagnostik, Risikoabschätzung und Behandlung von Menschen mit Diabetes immer mehr Anwendungen mit künstlicher Intelligenz.

Wie die bisherigen Umfragen des Digitalisierungs- und Technologiereports Diabetes (D.U.T) 2018 und 2019 ergaben, nahm in nur einem Jahr die Zahl der Patienten, die moderne Technologien nutzen, deutlich zu: Pro diabetologischer Einrichtung erhöhte sich von 2018 auf 2019 die Anzahl der Patienten mit kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) um 66 %, die mit Flash-Glukosemessung um 49 % und die mit einer Insulinpumpe um 30 % . Durchschnittlich nutzen damit pro ambulanter diabetologischer Einrichtung ca. 300 Patienten pro Praxis eine moderne Form der Glukosemessung, 78 Patienten eine Insulinpumpe. Auch in diesem Jahr möchten wir daher in der Umfrage die Nutzung moderner Technologien abfragen, um den Trend der verschiedenen Jahre abbilden zu können. In diesem Jahr ist es von besonderem Interesse, ob Corona-bedingt die Häufigkeit der Videosprechstunde und -schulung zugenommen hat und ob es einen neuen Schub in Richtung Digitalisierung der diabetologischen Einrichtungen gegeben hat.

Die diabetologische Einzelpraxis ist auf dem Rückzug

Der diesjährige D.U.T-Report liefert auch interessante Zahlen zu der aktuellen Situation der Diabetesversorgung in Deutschland. Im Durchschnitt wurden 2019 pro ambulanter diabetologischer Praxis im Quartal 189 Patienten mit Typ-1-Diabetes und 819 Patienten mit Typ-2-Diabetes betreut. In stationären Einrichtungen waren es im Jahr durchschnittlich 275 Patienten mit Typ-1-Diabetes und 760 Patienten mit Typ-2-Diabetes. Entgegen der Erwartung spielt die Größe der Einrichtung keine entscheide Rolle hinsichtlich der Nutzung moderner Technologien. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass moderne Technologien in der Diabetologie sehr weit verbreitet sind und nicht nur von wenigen Spezialisten beherrscht werden. Im ambulanten Bereich hält der Trend weg von der Einzelpraxis hin zu anderen Praxisformen an: Mit 26 % ist die Einzelpraxis in der Minderheit, fast jeder zweite Diabetologe arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis, 12 % in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) und 10 % in einer Praxisgemeinschaft. Es ist zu erwarten, dass diese Entwicklung eher zunehmen wird – in der Diabetologie ist Teamarbeit gefragt.


Neu bei der diesjährigen Umfrage

Nachdem im letzten Jahr die Meinung von Patienten eingeholt wurde, wird in diesem Jahr neben den Ärzten auch die für die Diabetologie sehr wichtige Berufsgruppe der Diabetesberater und -assistenten befragt werden. Beide sind vielfältig in die Arbeit mit neuen Technologien und digitalen Anwendungen eingebunden und sind im Diabetesteam häufig für deren praktische Umsetzung verantwortlich. Damit steht in diesem Jahr das Thema "Zukunft des diabetologischen Teams" im Vordergrund.

Im Fokus der diesjährigen Umfrage stehen höchst aktuelle Themen:

  • Was denken die Befragten über die fortschreitende Digitalisierung in der Diabetologie und über neue Technologien?
  • Wie digital sind die diabetologischen Einrichtungen ausgestattet?
  • Welche Technologien nehmen zu, wie viele werden von Menschen mit Diabetes auch tatsächlich genutzt?
  • Welche Prognose gibt es für die nächsten fünf Jahre?
  • Welches Pozential haben neue Anwendungen wie "Telemedizin und -schulung", "App auf Krankenschein", "elektronische Diabetes-Akte" oder "Closed-Loop-(AID-)Systeme" innerhalb der Diabetologie?
  • Welche Kompetenzen werden den Mitgliedern des diabetologischen Teams (Arzt, Diabetesberater/-assistent, MFA) im Hinblick auf neue Technologien, der Digitalisierung zuge-schrieben?
  • Wie verändert sich das diabetologische Team der Zukunft, was sind die wichtigsten Veränderungen, die sich durch neue Technologien für die diabetologischen Einrichtungen ergeben?

Unterstützung durch Verbände

Die Befragung wird vom Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) in Zusammenarbeit mit dem "Zukunftsboard Digitalisierung" (zd-Board; http://www.zukunftsboard-digitalisierung.de ) durchgeführt und wird von zahlreichen Verbänden wie dem "Bundesverband Niedergelassener Diabetologen" (BVND), dem "Bundesverband Klinischer Diabetes-Einrichtungen – DIE Diabetes-Kliniken" (BVKD), dem "Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland" (VDBD), dem "Verband der niedergelassenen Diabetologen Niedersachsens" (VNDN), dem "Wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen" (winDiab) und "diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe" (diabetesDE) unterstützt. Die Ergebnisse werden – wie in den letzten Jahren – im "Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes 2021" zusammengefasst. Elf Fachbeiträge zu ausgewählten aktuellen Themenfeldern des Jahres 2020 ergänzen den "D.U.T-Report 2021", der am 28.1.2021 am Rande des DiaTec-Kongresses 2021 vorgestellt wird. Die Ergebnisse werden auch unter http://www.dut-report.de veröffentlicht.

So machen Sie mit!

  • Die Umfrage ist – wie es sich für dieses Thema gehört – online und findet im Zeitraum vom 15.8. – 01.10.2020 statt.
  • Die Umfrage richtet sich an alle diabetologisch tätigen Ärzte und Diabetesberater und -assistenten, egal in welcher Institution (ambulant, stationär) sie arbeiten.
  • Sie können die Umfrage mit allen Endgeräten durchführen: per Computer, Tablet oder auch mit dem Smartphone.
  • Mit dem Link gelangen Sie direkt zu der Umfrage. Die Beantwortung der Fragen ist sehr einfach und dauert ca. 10–12 Minuten.
  • Die Umfrage ist völlig anonym, es werden keine persönlichen Daten gespeichert.
  • Wenn Sie möchten, schicken wir Ihnen den Bericht der Umfrage (D.U.T-Report 2021) zu – dazu müssen Sie jedoch Ihre E-Mail-Adresse angeben.



Autor:

Prof. Dr. Bernhard Kulzer

Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim
Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM)

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (14) Seite 56-59