In Vorbereitung auf einen anstehenden Arztbesuch nutzen viele Patient:innen das Internet zur eigenen Recherche von Symptomen. Dies bestätigt eine aktuelle Bitkom-Umfrage. Das muss aber nicht immer zwangsläufig eine Gefahr darstellen: Die ärztliche Gesprächssituationen kann von sachlich informierten Patient:innen auch profitieren.

Immer mehr Deutsche recherchieren ihre Krankheitssymptome im Internet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Digitalverband Bitkom. Dabei wurden 1.144 Personen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch dazu befragt, wie häufig sie das Internet für die Recherche von Krankheitssymptomen nutzen. Konkrete lauteten die Fragen:

  • Wie häufig holen Sie in der Regel in Vorbereitung auf einen Arztbesuch Informationen zu Ihren Symptomen im Internet oder über eine App ein?

  • Wie häufig holen Sie in der Regel im Anschluss an einen Arztbesuch Informationen zu Ihren Symptomen, der Arztdiagnose oder verschriebenen Medikamenten im Internet oder über eine App ein?

  • Aus welchen Gründen haben Sie bereits Informationen nach einem Arzttermin im Internet eingeholt?

  • Haben Sie schon einmal auf einen Arztbesuch verzichtet, weil Sie Ihre Symptome im Internet recherchiert und gegebenenfalls selbst behandelt haben?

Vorbereitung auf den Arztbesuch

62 % der Befragten gaben an, vor anstehenden Arzt-Terminen, das Internet bzw. eine App zu konsultieren. Insgesamt sei diese Zahl in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2020 haben laut Angaben des Digitalverbands 53 % der Befragten bestätigt, Symptome vorab zu recherchieren, 2021 waren es 56 %.

Suche nach weiterführenden Informationen

63 %, also etwa genauso viele der Befragten, gaben an, auch nach dem Arztgespräch weiter zu recherchieren. Dabei suchen 68 % der Befragten nach weiteren Informationen zu ihren Symptomen, der Diagnose oder verschriebenen Medikamenten. Alternative Behandlungsmethoden sind für 74 % Grund für eine Online-Suche. 62 % wollten schon einmal eine Zweitmeinung und 51 % recherchierten bereits Alternativen zu Medikamenten.

Online-Suche ergänzt Arzt-Termin

Zudem gab fast ein Viertel (23 %) an, sich im Nachgang nicht mehr an alle Details aus dem Arztgespräch erinnern zu können. 15 % haben die Erläuterungen vom Arzt/der Ärztin nicht verstanden und daher im Anschluss an den Termin weiter recherchiert.

Insgesamt gehe es den Befragten darum, den Arztbesuch zu ergänzen, so Bitkom. Lediglich einer von zehn Befragten gab an, kein Vertrauen in die Diagnose gehabt und daher im Alleingang im Netz recherchiert zu haben. Allerdings sagten auch 43 % der Internet-Nutzer:innen, schon einmal komplett auf einen Arztbesuch verzichtet zu haben, weil sie ihre Symptome im Netz recherchiert und gegebenenfalls selbst behandelt haben.

Vorsicht vor „Cyberhypochondrie“ und Falschinformationen

Ärzt:innen sind sich dieses wachsenden Trends durchaus bewusst. „Dass Patient:innen dies tun, ist inzwischen normal und auch nichts Verwerfliches“, sagt z. B. Dr. Ulrike Koock in einem doctors|today-Artikel zum Thema Digitalisierung und Patienten-Kommunikation (Heft 3/2022). Jedoch brauche es, um die Fülle an Informationen im Internet richtig einzuordnen, eine Portion Medien- und Gesundheitskompetenz, so Koock weiter. Für gesundheitsbezogene Ängste, die durch Internetrecherche ausgelöst werden, existiere inzwischen der Fachbegriff „Cyberhypochondrie“. Für gefährlich hält die Expertin außerdem, wenn Patient:innen nicht nur die sachliche Informationslage berücksichtigen, sondern vor allem emotional ansprechende Inhalte heranziehen. Insgesamt sei „Dr. Google“ durchaus besser als sein Ruf, sagt Koock. Würden die richtigen Quellen herangezogen, könnten Ärzt:innen und sachlich informierte Patient:innen im Gespräch voneinander profitieren.

„Im Internet gibt es eine Vielzahl an hochwertigen Informationen zu Gesundheitsthemen. Auch über innovative Apps können sich die Menschen mit hoher Genauigkeit über ihre Symptome und Therapien informieren“, sagt auch Malte Fritsche, von Bitkom. „Wichtig ist, auf vertrauenswürdige Anbieter zu achten. Und grundsätzlich gilt: Im Zweifelsfall immer Arzt oder Ärztin zu Rate ziehen.“


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