In den letzten Jahren wurden die Zusammenhänge zwischen Adipositas und dem daraus resultierenden erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes entschlüsselt.

Für Menschen mit Typ-2-Diabetes und starkem Übergewicht scheint eine Remission der Erkrankung in Reichweite zu sein. Forschende haben medikamentöse Therapien entwickelt, die nicht nur eine Verbesserung des chronisch erhöhten Glukosespiegels, sondern auch eine nachhaltige Gewichtsabnahme ermöglichen.

Bisher war eine Remission des Typ-2-Diabetes durch die chirurgische Diabetestherapie erfolgversprechender, da viele Betroffene mittels konservativer Methoden wie kalorienreduzierter Kost, Intensivierung der Bewegungsaktivität und Medikamenten nicht genug Übergewicht abbauen konnten, um ihre Blutglukosewerte zur normalisieren. Nun legen Daten zu Ernährungsinterventionen wie die DiRECT-Studie, zu Pharmakotherapien wie mit GLP-1-Rezeptoragonisten oder dualen Inkretinagonisten nahe, dass auch mit nicht-chirurgischen Therapien eine Remission des Typ-2-Diabetes erreichbar sein könnte. Darüber diskutieren Expertinnen und Experten auf dem hybrid stattfindenden Diabetes Kongress 2023. Kongresspräsident Professor Dr. med. Matthias Blüher stellt auf der Kongress-Pressekonferenz neueste Erkenntnisse zum Thema Remission vor.

Wer mit Diabetes Typ 2 lebt, hat häufig auch Übergewicht – um umgekehrt. „Nach der aktuellen Nationalen VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes zählen daher gewichtsverringernde Maßnahmen zur grundlegenden Therapie der Stoffwechselerkrankung“, sagte Professor Dr. med. Matthias Blüher, Präsident des Diabetes Kongress 2023. „Für gute Behandlungserfolge und eine nachhaltige Gewichtsreduktion ist eine konsequente Ernährungsumstellung und viel Bewegung entscheidend“, betont der Direktor des Helmholtz-Instituts für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) des Helmholtz Zentrum München an der Universität Leipzig. Die positiven Effekte sind laut dem Experten gut erforscht: In der Look-AHEAD-Studie erreichten Studienteilnehmende mit einem BMI von 36 nach einem Jahr der Ernährungsumstellung in Kombination mit 175 Minuten Bewegung pro Woche einen Gewichtsverlust von circa 7 Prozent ihres Ausgangsgewichts. Auch ihr Langzeitblutzuckerwert, der HbA1c, verbesserte sich deutlich. Ein Abbau von Übergewicht senke zudem auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung und Schlaganfälle sowie für zahlreiche weitere gesundheitliche Beschwerden wie zum Beispiel das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Unfruchtbarkeit oder das polyzystische Ovarialsyndrom.

Neben den positiven Effekten sieht der Experte sogar die Möglichkeit für eine Remission des Typ-2-Diabetes. „Aus der Studienlage wissen wir, dass Betroffene mit Adipositas ihr Ausgangsgewicht um mehr als 15 Prozent verringern müssen, um einen längerfristigen Stillstand ihres Typ-2-Diabetes, also eine Remission zu erreichen“, erklärte Blüher. Wenn mit dieser konservativen Basistherapie individuelle Therapieziele und die entscheidende Gewichtsreduktion nicht erreicht würden, erfolge aktuell in Absprache mit dem Behandler ein mehrstufiger Übergang hin zur chirurgischen Therapie. Der Kongresspräsident prognostiziert jedoch: „Mit der nächsten Generation von Medikamenten der Typ-2-Diabetes-Therapie wie beispielsweise Semaglutid und Tirzepatid könnte diese Lücke geschlossen werden“. Die neuen Entwicklungen und Weiterentwicklungen bei verfügbaren Medikamenten könnten also langfristig auch konservative Methoden unterstützen und eine Alternative zur chirurgischen Intervention sein.


Quelle
DDG