Frage:Welche Aussagekraft hat bei der Hashimoto-Thyreoiditis die Höhe der TPO-AK-Titer? Spiegelt die Höhe des Titers das Ausmaß der entzündlichen Aktivität in der Schilddrüse wider?

Antwort: Die Hashimoto-Thyreoiditis hat sich zur häufigsten Schilddrüsenunterfunktion in allen westlichen Ländern entwickelt. Den Beginn der Autoaggression markiert nicht selten eine passagere hyperfunktionelle Schilddrüsenentzündung. Beweisend für den autoimmunen Prozess wie auch für die Diagnose sind unter anderem Anti–TPO-Titer in unterschiedlicher Höhe. Der Angriff auf die Thyreozyten scheint im Wesentlichen durch solche CD4- und CD8-Lymphozyten vermittelt zu werden, die TNF-alpha produzieren. Die Antikörper stimulieren in vitro sogar T-Zellen von gesunden Individuen [1, 2].

Entgegen diesen Forschungsergebnissen finden wir klinisch keine Korrelation zwischen der Titer-Höhe und der Krankheitsaktivität ( http://www.hashimotothyreoiditis.de ). Das mag besonders daran liegen, dass der Leistungsverlust der Schilddrüse langsam verläuft und die verminderte Produktion von Levothyroxin erst in längeren Zeiträumen erkennbar wird. Darunter kann der AK-Titer erheblich schwanken und sich zwischenzeitlich auch normalisieren. Da aber die Entwicklung hin zur Unterfunktion bisher unbeeinflussbar ist, sollten zur Beobachtung der Krankheitsprogression nicht die AK-Titer, sondern das TSH als Überblicksparameter bzw. die peripheren freien Jodhormone halbjährlich oder jährlich bestimmt werden.


Literatur
1) Clin Endocrinol (Oxf). 2005 Aug; 63 (2):191-6.
2) Clin Immunol. 2009 Nov; 133 (2):218-27



Autor

Prof. Dr. med. Detmar Jobst

Institut für Hausarztmedizin
Medizinische Fakultät der Universität Bonn
53127 Bonn

Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (4) Seite 43