Einer der größten Fortschritte in der Migräneforschung der letzten Jahrzehnte war die Entdeckung, dass das Neuropeptid CGRP („Calcitonin Gene related Peptide“) bei der Pathophysiologie der Migräne eine wichtige Rolle spielt.

CGRP wird bei Migräneattacken von Nervenzellen freigesetzt und wirkt gefäßerweiternd (vasodilatatorisch) sowie entzündungsfördernd (inflammatorisch). Bei chronischer Migräne ist der CGRP-Wert im Blut erhöht. Die Erforschung des Mechanismus des CGRP bei der Migräne führte zur Entwicklung der CGRP-Rezeptor-Antagonisten, der neuen Substanzklasse der Gepante, sogenannte „small molecules“, die oral zur Akutbehandlung und Prävention der Migräne geeignet sind. Speziell für die Migräneprophylaxe wurden außerdem monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor entwickelt.

Eine große Metaanalyse verglich nun die Wirksamkeit der drei am häufigsten verschriebenen migräneprophylaktischen Medikamente, Topiramat, Botulinumtoxin Typ A und monoklonale CGRP-Antikörper. Das primäre Outcome der Metaanalyse waren Ansprechraten von 50% oder mehr. Die Ergebnisse: Topiramat erwies sich als noch etwas effektiver als die Antikörper (OR 2,7). Botulinumtoxin Typ A hingegen war vermeintlich nur halb so wirksam (OR 1,28), was wahrscheinlich daran lag, dass auch Studien mit Patient:innen mit episodischer Migräne berücksichtigt wurden, obwohl Botulinumtoxin A nur bei chronischer Migräne wirksam ist. Die Abbruchrate bei den Studienteilnehmenden betrug bei monoklonalen Antikörpern 5,1 %, bei Topiramat 29,9 % und bei Botox 3,4 %. Topiramat zeigte damit die größte Effektivität, hatte aber mit fast 30 % auch die höchste Rate an Therapieabbrüchen, kommentierten Experten der Deutchen gesellschaft nur Neurologie (DGN) die Ergebnisse. Betrachte man das Nutzen-Risiko-Profil, so würden die monoklonalen Antikörper am besten abschneiden, die derzeit aber nur bei Therapieresistenz gegenüber den anderen verfügbaren Therapien vergütet werden.


Quelle:
DGN; Frank F et al. (2021) Cephalalgia; Oct; 41 (11-12): 1222–1239