Viele Menschen nutzen mittlerweile Selbsttest, die vorrangig im Internet vertrieben werden. Eine Entwicklung, die sich durch Corona weiter verstärkt hat, aber gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann.

Zum Internationalen Tag der Patientensicherheit am 17.09. möchte der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) für medizinische Gefahren durch neue Selbsttests, die vorrangig über das Internet vertrieben werden, sensibilisieren.

Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie suchten Menschen online nach Lösungen bei individuellen gesundheitlichen Problemen. Zahlreiche spezialisierte Webshops böten mittlerweile ‚Diagnostik- und Therapieleistungen aus einer Hand‘ an, ohne dass man dafür eine Arztpraxis aufsuchen müsse. Der BDL warnt vor Angeboten, die im Gegenzug für selbst abzunehmende und einzusendende Blut-, Speichel- oder Haarproben fragwürdige Auswertungen und ‚Therapieempfehlungen‘ anbieten, die nicht selten auf Präparate im Webshop des Anbieters verweisen.

Sowohl die ‚Webshop-Diagnostik‘, bei der die Kund:innen das Untersuchungsmaterial selbst an die Anbieter einsenden müssten, als auch die Coronavirus-Selbsttests mit einem nach wenigen Minuten ablesbaren Ergebnis scheiterten häufig bereits an der Probengewinnung. Am Beispiel von Vitamin-D-Tests macht der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski die Anforderungen an die sogenannte Präanalytik deutlich: „Um den Vitamin-D-Status richtig zu bestimmen, muss man Blut lichtgeschützt und aus der Vene abnehmen, um ein korrektes, quantitatives Ergebnis zu erhalten.“ Ähnlich wie bei den Antigen-Schnelltests auf das Coronavirus machten Laien hier aus Unwissenheit grobe Fehler, die zu falschen Testergebnissen führten.

Hinzu kommt: Auf die Transportbedingungen im Internet angebotener Tests – wie auch der eigenen Proben – haben die Kund:innen der Webshops keinen Einfluss. „Wenn ein Test aus dem Webshop beim Transport zu hohen Temperaturen oder Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, sieht man ihm das in der Regel nicht an. Trotzdem ist er unbrauchbar geworden“, so Bobrowski.

Die massenhaften Angebote von Vitamin-D-Tests in spezialisierten Webshops nimmt der Berufsverband Deutscher Laborärzte zum Anlass, vor gesundheitsgefährdenden ‚Therapieangeboten‘ einiger Anbieter zu warnen: Neben den Tests würden in gesponserten Internetportalen zum Teil massiv überdosierte Vitaminpräparate beworben. Diese könnten unter anderem die Niere nachhaltig schädigen. „In den Facharztlaboren beobachten wir, dass die ‚Webshop-Diagnostik‘ häufiger auffällige Befunde hervorbringt, obwohl den Patienten nichts fehlt. In Verbindung mit gefährlichen Therapieempfehlungen können so gesunde Menschen ernsthaft krankgemacht werden. Man sollte vorsichtig sein, wenn ein Webshop eine ganze Wertschöpfungskette rund um Ratgeber, Tests und Präparate aufbaut“, warnt Bobrowski.

Fazit: Gang in die Haus- und Facharztpraxis weiterhin wichtig

„Der erste Weg bei gesundheitlichen Beschwerden sollte in die Hausarzt- oder Facharztpraxis führen. Tests im Facharztlabor werden nur nach einer ärztlichen Indikationsstellung durchgeführt, also nicht ohne konkreten Verdacht. Wird ein Facharztlabor beauftragt, kann man sicher sein, dass der Probentransport abgesichert ist und geeignete Tests eingesetzt werden. Für die Testdurchführung und die Befundübermittlung sind die Laborärzt:innen persönlich verantwortlich“, verweist Bobrowski auf zentrale Qualitätsmerkmale der fachärztlichen Labordiagnostik.

Zum Welttag der Patientensicherheit 2022 informiert der BDL mit weiteren Informationsangeboten im Internet: http://www.bdlev.de/Patientensicherheit2022


Quelle
BDL e.V.