Die Langzeitstudie ProtecT belegt, dass Männer mit lokal begrenztem Prostatakarzinom unabhängig von der gewählten Behandlung eine gute Prognose haben.

Die ProtecT-Studie ist Teil des Prostate Testing for Cancer and Treatment-Programms, bei dem über 82.000 Männer im Alter zwischen 50 und 69 Jahren im Vereinigten Königreich einen PSA-Test durchführten. Von den mehr als 2.600 Männern mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom waren 1.643 in die Wirksamkeitsbewertung von verschiedenen Behandlungen eingeschlossen worden. Sie erhielten nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1:1 eine aktive Überwachung, eine Prostatektomie oder eine Strahlentherapie in Kombination mit einem neoadjuvanten Androgenentzug. Die Auswertung nach 15 Jahren zeigt, dass 97 % der Patienten noch leben. Eine aktive Überwachung, eine Prostatektomie oder Strahlentherapie führten zu ähnlichen Überlebensraten. Die Studienergebnisse sprechen daher dafür, dass eine Übertherapie bei neu diagnostiziertem, lokal begrenztem Prostatakrebs vermieden werden sollte. Eine zu aggressive Therapie könne mehr schaden als nützen, da die potenziell tödliche Erkrankung anscheinend nicht leicht durch eine radikale Behandlung beeinflusst werden kann. Eine kritische Abwägung zwischen den kurz- und langfristigen Auswirkungen der Behandlung auf die Miktions-, Darm- und Sexualfunktionen sowie das Progressionsrisiko sei daher wichtig. Die Studie berücksichtigt allerdings nicht die neuesten Methoden zur Abschätzung des Progressionsrisikos wie die multiparametrische Magnetresonanztomografie oder bildgestützte Prostatabiopsien.


Quelle:
Harndy FC et al. (2023) NEJM. DOI: 10.1056/NEJMoa2214122