Acne inversa ist eine tückische Hautkrankheit. Besonders an behaarten Hautpartien ­treten chronische Entzündungen mit schmerzhaften Knoten, Abszessen und Vernarbungen auf. Bisher gibt es nur ein Medikament, das teilweise helfen kann. Das könnte sich jetzt ändern, so eine Studie.

Geschätzt 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter Acne inversa, auch Hidradenitis suppurativa genannt.

Oft erst spät erkannt

Kompliziert ist die Erkrankung unter anderem deshalb, weil sie meist sehr spät erkannt wird. Zwischen den ersten Beschwerden und der Diagnose vergehen oft mehr als zehn Jahre, in denen die Betroffenen einem hohen Leidensdruck ausgesetzt sind.

Bisher nur eine medikamentöse Therapieoption

Mit dem Wirkstoff Adalimumab stand bisher nur ein einziges Medikament zur Verfügung, auf das aber nur rund 50 Prozent der Betroffenen ansprachen. Zwei pa­rallele Studien mit mehr als 1.000 Teilnehmenden an 168 Zentren in 29 Ländern belegten nun die Wirksamkeit eines weiteren Wirkstoffes namens Secukinumab.

Auch deutsche Forscher sind beteiligt

An den Studien war auch die Dermatochirurgie der Universitätsklinik für Dermatologie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-­Hospital Bochum beteiligt.

Neuer Wirkstoff mit vergleichbarer Effektivität

Die Langzeitstudie bewertete nun die Effektivität des Wirkstoffs Secukinumab sowohl nach 16 als auch nach 52 Wochen Behandlung. Hierbei zeigte sich eine Effektivität bei etwa 50 Prozent der Behandelten nach 16 Wochen. Die Effektivität wurde bis Woche 52 nicht nur beibehalten, sondern verbesserte sich tendenziell sogar noch, berichten die Wissenschaftler.

Wirkstoff wird bereits erfolgreich in der Psoriasistherapie eingesetzt

Die Substanz Secukinumab wird bereits gegen Schuppenflechte und in der Rheumatologie eingesetzt, bisher jedoch nicht bei Acne inversa. „Ein weiteres Präparat zu haben, ist ein Quantensprung“, betont Prof. Dr. Falk Bechara, Leiter der Dermatochirurgie der Ruhr-Universität. Seine Klinik behandelt über 1.000 von Acne inversa betroffene Menschen pro Jahr, rund 300 von ihnen werden in Bochum jedes Jahr operiert.

Neue Hoffnung für Patienten mit Acne inversa

Da das bisher einzig zugelassene Medikament nicht immer die gewünschte Wirkung entfaltete, gab es in diesen Fällen für die Patientinnen und Patienten medikamentös bisher keine weitere zugelassene Therapie. Für sie sei das neue Präparat ein Grund zur Hoffnung, so Prof. Dr. Falk Bechara.

Wann kommt die Zulassung?

Das Präparat gehe nun für die Indikation bei Acne inversa ins Zulassungsverfahren. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Studien über Alternativpräparate gegeben, die aber mangels Wirksamkeit abgebrochen wurden.


Literatur
Kimball AB et al. (2023) The Lancet, 2023, DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00022-3


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2023; 27 (4) Seite 6