Forschende der Universität Bern haben eine Therapiemöglichkeit entwickelt, die das körpereigene Abwehrsystem gegen schwarzen Hautkrebs aktiviert. Bestandteile eines Mykobakteriums (BCG) werden in Gel gebettet und direkt im Bereich des Tumors appliziert.

Das Melanom ist ein bösartiger Krebs, der bei früher Diagnose mit guten Chancen für eine Heilung komplett entfernt werden kann. Die Aussichten verschlechtern sich jedoch für die Betroffenen, wenn sich bereits Metastasen in anderen Organen weiterverbreiten. In den letzten zehn Jahren zeigte sich, dass durch die Aktivierung des eigenen Immunsystems mit sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren spektakuläre Behandlungserfolge möglich sind. Leider spricht gut die Hälfte aller Patienten nicht darauf an.

Neuartiges Hydrogel verlängert Überlebenszeit

Forscher aus der Schweiz könnten nun einen vielversprechenden Weg aufzeigen, den schwarzen Hautkrebs zu bekämpfen. Bislang war für die Behandlung von metastasierten Melanomen der Haut ein lebendes Mykobakterium (Bacillus Calmette-Guérin, BCG) mit abgeschwächter Infektionskraft zugelassen. Obwohl es zu einer Rückbildung der direkt behandelten lokalen und gelegentlich auch entfernten Hauttumoren führte, erwies es sich bei Patienten mit Metastasen in inneren Organen als weniger wirksam und konnte die Überlebensrate der betroffenen Patienten nicht signifikant verbessern. Zudem bringt diese Behandlung mit lebenden Bakterien ein gewisses Risiko mit sich und wird nur in seltenen Fällen angewendet.

Die Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass Bestandteile dieses Mykobakteriums in Form eines Lysats (BCG-Lysat) bei der Kontrolle des Tumorwachstums wirksamer sind als die bisher verwendeten lebenden BCG-Bakterien. Gleichzeitig haben sie ein neuartiges, mit BCG-Lysat beladenes, wärmeempfindliches Gel (BCG-Hydrogel) entwickelt, das einfach und einmalig verabreicht werden kann. Tatsächlich zeigten Mäuse mit Melanomen nach einer Behandlung mit dem BCG-Lysathaltigen Gel eine signifikant verlängerte Überlebenszeit. Gleichzeitig wurde die Bildung von Metastasen in der Lunge unterdrückt. Dies deutet auf den potenziellen Einsatz dieses neuartigen BCG-Gels in der erfolgreichen Therapie von Patienten mit metastasierendem Melanom hin.

Die Projektergebnisse zeigten, dass lokal in einem Hydrogel verabreichte Bestandteile von lysiertem BCG bei der Kontrolle des Tumorwachstums und der Förderung der Tumorimmunität beim Melanom wirksamer sind als die lokale Verabreichung von lebendem BCG oder eines BCG-Lysats ohne Hydrogel. Die weiteren molekularbiologischen Untersuchungen der tumor­infiltrierenden Immunzellen zeigen, dass BCG-Bestandteile die Cathepsin-S-abhängige (CTSS) Verarbeitung und Präsentation von Antigenen, die von T-Zellen erkannt werden, steigert, was zu einer qualitativ und quantitativ verbesserten CD8+-T-Zell-vermittelten Immunantwort gegen Melanomzellen führt. Für eine klinische Anwendung spreche, dass in Biopsien von Melanompatient:innen nach einer BCG-Therapie erhöhte CTSS-Expression nachgewiesen wurden, erläutern die Autoren.

Außerdem sei eine positive Korrelation zwischen der CTSS-Expression und einer verbesserten Überlebensrate gefunden worden. Das Gel soll nun in klinischen Studien auf seine Wirksamkeit bei ­Patienten getestet und mit bereits zugelassenen Therapien verglichen werden.


Literatur
Kremenovic M et al. (2022) J ImmunoTherapy of Cancer. DOI: 10.1136/jitc-2021-004133


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (10) Seite 13