Der Berufsverband setzt sich dafür ein, die Digitalisierung in der Dermatologie voranzutreiben. Digitale Anwendungen könnten helfen, die angespannte Versorgungslage zu verbessern, z. B. bei der Neurodermitis.

Etwa zwei Millionen Erwachsene sowie 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche sind in Deutschland von Neurodermitis betroffen. Auch wenn in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an neuen Therapiemöglichkeiten hinzugekommen sind, ist die Versorgungslage der Betroffenen laut dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) noch ausbaufähig.

Viele Patienten sind noch nicht leitliniengerecht versorgt

Leider gebe es immer noch einen großen Anteil an Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten, die sich entweder gar nicht in der Versorgung befinden oder nicht leitliniengerecht versorgt werden. Dies liege zum einen daran, dass bis vor wenigen Jahren fast keine wirksamen Langzeitmedikamente zur Verfügung standen und sich deshalb viele schwer Betroffene von der medizinischen Versorgung abgewendet haben. Zum anderen sei auch die Versorgung derjenigen, die bereits ärztlich behandelt werden, im Hinblick auf die Leitlinienvorgaben zum Teil verbesserungswürdig, erklärt Dr. Ralph von Kiedrowski, Präsident des BVDD.

Digitale Konsultationen können Mehrwert bieten

Der niedergelassene ­Dermatologe behandele in seiner Praxis täglich Menschen, die unter der chronischen Hauterkrankung leiden. Aufgrund der insgesamt hohen Nachfrage herrsche in seiner ­Praxis immer wieder ein Terminvergabestopp. Als Alternative zu langen Wartezeiten bietet er deshalb vermehrt digitale Konsultationen an. Dabei würden ­asynchrone, telemedizinische Plattformen wie OnlineDoctor in akuten Erkrankungssituationen sehr zeitnah eine Diagnosestellung sowie einen fachlichen Rat für die weitere Behandlung ermöglichen. Patienten können eine Fachärztin auf www.onlinedoctor.de selbst auswählen und dabei auf lokale Nähe oder beispielsweise bestimmte Spezialisierungen der Ärztin bzw. des Arztes setzen. Durch die Nähe der ärztlichen Praxis könne bei Bedarf ein nahtloser Übergang in die Vor-Ort-­Betreuung geschaffen werden. Das ärztliche Personal triagiert Patienten anhand der über OnlineDoctor eingereichten Fotos und Informationen zum Hautleiden und leitet bei dringlichen Erkrankungsfällen eine zeitnahe Vorstellung vor Ort ein. Zusätzlich können über die OnlineDoctor-Plattform auch Verlaufskontrollen stattfinden.

650  Hautärzte machen bereits mit

OnlineDoctor ist der führende Anbieter für Teledermatologie in Europa. Das Unternehmen wurde 2016 in der Schweiz gegründet. In Deutschland operiert das Unternehmen als exklusiver Partner des Berufsverbands der ­Deutschen ­Dermatologen (BVDD). Aktuell arbeitet OnlineDoctor mit rund 650 Hautärztinnen und Hautärzten zusammen.

Von Kiedrowski möchte Menschen, die an Neurodermitis leiden, dazu ermuntern, sich in fachärztliche Behandlung zu begeben – sei es in der Praxis vor Ort oder via OnlineDoctor. Denn seit Kurzem könnten Dermatologen dank der Vielzahl moderner Therapiemöglichkeiten eine Neurodermitis ganz anders behandeln als noch vor fünf Jahren. Und dies gelte nicht nur im akuten Schub, sondern auch mit einem Langzeit-Therapieeffekt, der die Neurodermitis in Ausprägung und Intensität deutlich reduzieren kann. In vielen Fällen sei bei Betroffenen eine Vorstellung in der Praxis vor Ort nicht notwendig, um ein geeignetes Therapiekonzept zu erstellen. Damit könne das Therapieziel schneller erreicht werden: den Alltag mit der Erkrankung wieder möglichst beschwerdefrei zu bestreiten.

Neurodermitis gehört online zu den Top-Diagnosen

Dass Neurodermitis-Betroffene gerne online fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, sieht das Unternehmen OnlineDoctor auch an den eigenen Zahlen. Die Erkrankung gehört zu den fünf häufigsten Diagnosen des Teledermatologie-Anbieters. So wurde innerhalb eines Jahres in ca. 7 % der über die Plattform www.onlinedoctor.de eingereichten Fälle eine Neurodermitis diagnostiziert. Hierbei sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit 22  % überdurchschnittlich häufig vertreten. Zum Vergleich: In der Gesamtzahl aller Fälle von OnlineDoctor sind 9 % der Patienten unter 18 Jahren. Auffällig ist auch, dass 80 % der von Neurodermitis Betroffenen zuvor bereits auf anderen Wegen versucht haben, Hilfe zu erhalten.


Quelle
BVDD


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2023; 27 (4) Seite 10