Für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, die für eine systemische Therapie infrage kommen, stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Diese sollten in puncto Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Einschränkungen der Behandlungsdauer bewertet werden.

Die atopische Dermatitis gehört zu den häufigsten Krankheiten im Kindes- und Jugendalter, schreibt Prof. Dr. med. Axel Schnuch, Neu-Eichenberg, in Arzneiverordnung in der Praxis [1]. Für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren stehen die folgenden Therapieoptionen zur Verfügung:

Orale Glukokortikoide

Glukokortikoide sollen wegen der bekannten Nebenwirkungen nur kurzzeitig, d. h. wenige Wochen in einer Dosis von maximal 0,5 mg/kg KG Prednisonäquivalent eingenommen werden. In Ausnahmefällen kommen sie bei Jugendlichen infrage zur Unterbrechung eines akuten Schubs bei schweren Neurodermitis-Formen, in Kombination mit einem Therapiekonzept für die Anschlussbehandlung.

Ciclosporin A

Ciclosporin A sollte laut Neurodermitis-Leitlinie bei Kindern und Jugendlichen mit therapieresistentem und schwerem Krankheitsverlauf erwogen werden. Bei Jugendlichen unter 16 Jahren handelt es sich allerdings um einen Off-­Label-Use. Oft reicht die Kurzzeit-Intervalltherapie aus, schreibt Prof. Schnuch. Die Leitlinie schlägt eine so­genannte Induktionstherapie vor, d. h., man behandelt mit einer wirksamen Dosis von 2,5 bis 5 mg/kg KG/Tag so lange, bis sich der Hautzustand weitgehend gebessert hat. Dann wird alle zwei Wochen die Dosis reduziert, bis die individuelle Erhaltungsdosis erreicht ist. Eine Langzeittherapie sei nicht sinnvoll, so Prof. Schnuch. Spätestens nach 2 Jahren sollte ein Auslassversuch erfolgen.

Dupilumab

Auch der rekombinante humane monoklonale IgG4-Antikörper Dupilumab kann bei Jugendlichen mit chronischer, moderater bis schwerer Neurodermitis eingesetzt werden, wenn topische Medikamente allein nicht ausreichen. In einer Phase-III-Studie bei Jugendlichen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Neurodermitis erwies sich Dupilumab nach 16 Wochen als mäßig wirksam. Lediglich bei einem Viertel der Teilnehmer zeigten sich danach keine oder nur geringe Krankheitszeichen. An Nebenwirkungen traten Lokalreaktionen nach Injektionen, Konjunktivitis und Herpesvirus-­Infektionen, jedoch keine schweren Nebenwirkungen auf, ähnlich wie bei Erwachsenen.

Upadacitinib

Upadacitinib gehört zur Substanzklasse der JAK-Inhibitoren und hemmt selektiv und reversibel die Januskinasen JAK1, JAK2 und JAK3. Upadacitinib ist für Jugendliche ab 12 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, die für eine systemische Therapie infrage kommen, zugelassen. Es kann mit topischen Kortikosteroiden kombiniert werden. In einer Studie mit 344 Jugendlichen, die entweder 15 oder 30 mg Upadacitinib oder Placebo erhielten, waren sowohl die Wirksamkeit als auch das Sicherheitsprofil vergleichbar mit den Daten bei Erwachsenen.

Nicht zugelassene Arzneimittel

Azathioprin, Mycophenolat-Mofetil (MMF) und Methotrexat (MTX) sind zur Therapie der Neurodermitis nicht zugelassen. Azathioprin kann als Off-Label-Use erwogen werden, wenn Dupilumab oder Ciclosporin nicht wirken. Biologika, die zur Therapie der Neurodermitis nicht zugelassen sind, werden derzeit nicht empfohlen. Bei ausreichender Studienlage könnte sich das aber ändern.

Die Indikation zur Systemtherapie bei Neurodermitis sollte auf jeden Fall hinsichtlich Schweregrad, subjektiver Belastung und Versagen anderer Maßnahmen gut dokumentiert werden, rät Prof. Schnuch.


Literatur
1. A. Schnuch: Systemische Behandlung mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis bei Jugendlichen ab 12 bis unter 18 Jahren: Status quo der Empfehlungen; Arzneiverordnung in der Praxis, Band 49, Heft 4: Dezember 2022.


Autorin:
Dr. Vera Seifert

Erschienen in: DERMAforum, 2023; 27 (4) Seite 16