Die Affenpocken breiten sich auch in Deutschland weiter aus. Dermatologen sollten aufmerksam sein und auf die kennzeichnenden Symptome einer Infektion achten. Welche das sind, hat eine internationale Studie genauer untersucht.

In die Studie waren mehr als 500 Menschen aus 16 Ländern außerhalb Afrikas eingeschlossen worden, bei denen im Frühjahr 2022 eine Infektion mit dem neuen Affenpocken-Virus mittels PCR nachgewiesen werden konnte.

Auch deutsche Patienten untersucht

Zu den Ländern zählten neben Deutschland auch Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweiz, Vereinigtes Königreich, Israel, Australien, Kanada, USA, Mexiko und Argentinien.

Insgesamt waren 98 Prozent der infizierten Personen Männer, die mit Männern Sex haben (MSM). Bei 95 Prozent der Infizierten bestand der Verdacht, dass die Übertragung durch sexuelle Aktivitäten erfolgte. Bei 109 von 377 getesteten Personen (29 Prozent) wurden gleichzeitig sexuell übertragbare Infektionen festgestellt.

Auffällig viele Läsionen im Anogenital-Bereich

Das Interesse der Wissenschaftler der Queen Mary University in London richtet sich vor allem darauf, mit welchen dermatologischen und systemischen Symptomen die Erkrankung verbunden war. Die häufigsten dermatologischen Symptome waren:

  • Hautläsionen bei 95 Prozent der Personen; davon 64 Prozent mit weniger als zehn Läsionen,
  • anogenitale Läsionen bei 73 Prozent,
  • Läsionen im Gesicht bei 25 Prozent,
  • Schleimhautläsionen bei 41 Prozent,
  • Handflächen- und Fußsohlenläsionen bei 10 Prozent.

Die Läsionen waren makulös, pustulös, vesikulär sowie verkrustet und traten in mehreren Phasen gleichzeitig auf. Von den Personen mit Hautläsionen wiesen 58 Prozent Läsionen auf, die als vesikulär-pustulös beschrieben wurden.

Auch systemische Symptome im Blick haben

Zu den häufigen systemischen Merkmalen, die dem Ausschlag vorausgingen, gehörten

  • Fieber bei 62 Prozent,
  • Lymphadenopathie bei 56 Prozent,
  • Lethargie bei 41 Prozent,
  • Myalgie bei 31 Prozent.

Auch nicht sexuelle Übertragung möglich

Obwohl in den meisten der untersuchten Fälle sexuelle Nähe der wahrscheinlichste Übertragungsweg sei, weisen die Forscher darauf hin, dass das Affenpocken-Virus bei jedem engen körperlichen Kontakt durch große Tröpfchen in der Atemluft und möglicherweise auch durch Kleidung und andere Oberflächen übertragen werden könne. Gleichzeitig mahnen sie auch zur Vorsicht: Die klinischen Symptome ähnelten denen von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und könnten deshalb leicht zu Fehldiagnosen führen können.


Literatur
Thornhill JP et al. (2022) NEJM. DOI: 10.1056/NEJMoa2207323


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (10) Seite 6