Frage:Eine 27-jährige Patientin in der 20.Schwangerschaftswoche stellte sich aktuell mit einer typischen Herpes-zoster-Effloreszenz in L1 vor. Die Patientin nimmt wegen einer langjährigen Zwangserkrankung Sertralin 100 mg. Nach Rücksprache mit meiner eigenen langjährigen Frauenärztin (bei Embryotox habe ich nichts Wesentliches zu meiner Frage gefunden) verordnete ich wie üblich Aciclovir 800 mg 5 Tabletten pro Tag für 7 Tage.Meine Frage: Ist dieses Vorgehen auch wissenschaftlich belegbar?

Antwort: Die orale Gabe von Aciclovir ist eine Standardbehandlung bei Herpes zoster. Die Dosierung beträgt für Erwachsene mit normaler Nierenfunktion fünfmal täglich 800 mg. Die Behandlungsdauer beträgt 5 – 7 Tage.

Zur Anwendung in der Schwangerschaft heißt es in der Fachinformation zu Aciclovir Heumann: "Daten über eine begrenzte Anzahl von exponierten Schwangeren lassen nicht auf Nebenwirkungen von Aciclovir auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/Neugeborenen schließen. Bisher sind keine anderen einschlägigen epidemiologischen Daten verfügbar. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen. Bei der Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten."

Aciclovir kann also auch in der Schwangerschaft angewendet werden. Da es speziell bei Schwangeren für Aciclovir keine randomisierten Studien gibt, sind sehr seltene Einflüsse auf den Fetus nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen.

Ich würde im beschriebenen Falldas Medikament nach Aufklärung der Patientin in der Standarddosis verordnen. Die Behandlungsdauer würde ich auf eine "Kurztherapie" – 5 Tage – beschränken.



Autor

Dr. Andreas Leischker

Facharzt für Innere Medizin – Flugmedizin – Reisemedizin (DTG)
Arbeitsgemeinschaft "Impfen" der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (5) Seite 45