Die Daten sind mehr als ernüchternd: Da in Deutschland ein gravierender Mangel an Rheumatologen besteht, kann allenfalls die Hälfte der 1,5 Millionen Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen angemessen behandelt werden. Mehr Rheumatologen lassen sich auf die Schnelle nicht herbeizaubern und dennoch gibt es einen Lösungsweg aus der Versorgungsmisere, von dem auch die zum Teil mit Rheumakranken überlasteten Allgemeinärzte profitieren könnten.

Rheumapatienten an spezielle Assistenten zu delegieren …

Der Schlüssel hierfür wäre der vermehrte Einsatz der RFA, der Rheumatologischen Fachassistenten. RFA sind Vertreter medizinischer Assistenzberufe wie Arzthelferin, Krankenschwester, Studienschwester oder RTA/MTA, die sich zusätzliches kompetentes Wissen rund um die Versorgung von Menschen mit rheumatischen oder muskuloskelettalen Erkrankungen angeeignet haben.

In einer prospektiven, randomisierten, kon-
trollierten und multizentrischen Studie mit 236 Rheumapatienten aus 8 deutschen Zentren wollte man herausfinden, ob der verstärkte Einsatz von RFA im deutschen Gesundheitssystem sich bezahlt macht. Während die eine Studiengruppe in dem 12-monatigen Untersuchungszeitraum ausschließlich von Rheumatologen betreut wurde, übernahmen in der anderen Gruppe RFA zeitweilig zu 3 festgelegten Zeitpunkten die Betreuung – der Arztkontakt wurde hier bewusst reduziert.

Überraschendes Ergebnis: Die strukturierte Delegation von ärztlichen Aufgaben an eine RFA ist dem derzeitigen Versorgungsstandard nicht unterlegen und führt zu gleichwertigen Behandlungsergebnissen. Zwar gibt es beim Behandlungsscore geringfügige Differenzen, die jedoch klinisch und statistisch nicht signifikant sind. Damit kann erstmalig für Deutschland gezeigt werden, dass eine RFA-Sprechstunde eine sichere und für die Ärzte enorm entlastende Ergänzung der Versorgung der Patienten mit Rheumatoider Arthritis darstellt, so die Studienautoren. Kennen wir das nicht schon auch aus der Hausarztzentrierten Versorgung? Ja natürlich: Die VERAH® hat hier nachhaltig den Beleg erbracht, auch Allgemeinärzte bei vielerlei Tätigkeiten gleichwertig entlasten zu können.

… kann Ärzte entlasten

Doch was würde nun eine solche Delegation bei Rheumakranken konkret bringen? Für die Patienten bedeutet dies, dass sich die langen Wartezeiten auf einen Termin bei einem Rheumatologen deutlich verkürzen könnten. Und für die beteiligten Ärzte? "RFA können Rheumatologen entlasten, und die freiwerdenden Ressourcen können diese für komplexere oder neue Patienten nutzen", sagt Dr. med. Kirsten Hoeper von der Klinik für Rheumatologie und Immunologie an der MH Hannover völlig zu Recht. Und den hausärztlich tätigen Ärzten würde es leichter fallen, einen Patienten zu überweisen und früher in fachliche Hände zu übergeben, zu denen eben auch eine RFA zählt. Eine Win-win-Situation für alle!

Die Krux daran: Bisher mangelt es hierzulande nicht nur an Rheumatologen, sondern auch an RFA. Deren Ausbildung und Qualifizierung würde aber wesentlich schneller gelingen. Worauf also noch warten...


fragt sich Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (14) Seite 32