Wie gehen Primärversorger hierzulande vor bei der Raucherentwöhnung? Sprechen sie das Thema aktiv an? Wie stehen sie zu Tabakalternativen wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzern? Wie ist der Informationsstand zu diesen Produkten?

Eine Umfrage unter den Leser:innen von doctors|today sollte Licht ins Dunkel bringen. Hier die Ergebnisse.

Hintergrund zur Umfrage

An der Umfrage mit einer Laufzeit von knapp acht Wochen (30.3.–23.5.) nahmen insgesamt 75 Personen teil. Sieben Fragen waren zu beantworten. Daher fiel die für die Umfrage aufzuwendende Zeit überschaubar aus. Das war vermutlich der Grund dafür, dass fast alle Teilnehmer:innen, die mit der Umfrage begonnen hatten, diese auch beendeten. Die Abbruchrate lag unter 4%.

1) Ansprache der Raucher:innen

Die deutliche Mehrheit der Befragten spricht das Thema "Rauchstopp" bei Raucher:innen unter den Patient:innen an. Auf die Frage "Sprechen Sie gegenüber Raucher:innen das Thema Rauchstopp an?", antworteten 18,4% mit "immer", 26,3% mit "fast immer" und 26,3% mit "oft". Immerhin 7,9% der Befragten hielten eine Erörterung eines eventuellen Rauchstopps jedoch offenbar für komplett überflüssig und gaben an, dies nie zu tun.

2) Wissensstand

Wie kompetent fühlten sich die Befragten in Sachen Raucherberatung/Rauchstopp? 25% fühlten sich gut informiert, 35,53% eher gut informiert. 21% antworteten auf diese Frage jedoch mit "teils/teils", 9,2% mit "eher nicht gut informiert" und 9,2% mit "nicht gut informiert". Somit konstatierten fast 40% der Befragten Informationsdefizite in diesem Gebiet (Abb. 1).

3) Erfolgsquoten des Rauchstopps

Die durchschnittliche Erfolgsrate eines Rauchstoppversuchs (d.h. immer noch rauchfrei nach 12 Monaten) schätzen 71% der Befragten als gering ein (1 bis 25%), was sicherlich als realistisch zu werten ist. 18,42% glaubten, dass der Rauchstopp in 25 – 50% der Fälle erfolgreich ist, 6,6% ordneten die Erfolgsrate bei 51 – 75% und 4% sogar bei 76 – 100% ein. Allerdings wurde bei der Frage nicht unterschieden, ob es sich um einen unassistierten Versuch oder um einen ärztlich begleiteten Rauchstopp-Versuch handelt. Hier gibt es sicherlich unterschiedliche Erfolgsraten.

Außerdem handelt es sich bei den Personen, auf die sich die Frage bezieht, um Raucher:innen, die grundsätzlich bereit sind zu einem Rauchverzicht. Über die Hälfte der Raucher:innen sind jedoch gar nicht motiviert, sich das Rauchen abzugewöhnen [1].

4) Schadenspotenzial von Zigaretten

Die vierte Frage sollte ergründen, welchen Substanzen im Tabakrauch das größte Schadenspotenzial zugesprochen wird. 2,6% entschieden sich für Nikotin, 36,8% für Verbrennungsprodukte des Tabaks und die große Mehrheit (60,5%) hielt beide Komponenten für relevant. Hierzu ist zu sagen, dass die Verbrennungsprodukte die primäre Ursache für rauchbedingte Krankheiten sind. In einer Umfrage unter Raucher:innen [1] war diese Tatsache sogar nur 18% bekannt. Das Nikotin ist aber sicherlich aufgrund seines Abhängigkeitspotenzials als kritisch einzustufen (Abb. 2).

5) Verbrennungsfreie Alternativen

"Wie hoch schätzen Sie das Schadenspotenzial von verbrennungsfreien Alternativen wie E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln im Vergleich zu normalen Zigaretten ein?", lautete die fünfte Frage. Darauf antworteten 44% mit "etwas niedriger", 18,6% mit "erheblich niedriger". Insgesamt ca. 37% sahen in diesen Tabakersatzprodukten jedoch keinen Vorteil im Vergleich zu normalen Zigaretten oder bewerteten Erstere sogar als schädlicher (Abb. 3).

Ähnlich fiel die Antwort auf die Frage "Sehen Sie für Raucher:innen ohne Rauchstoppmotivation eine Relevanz von verbrennungsfreien Alternativen?" aus. Ca. 60% der Befragten standen diesen Produkten – zumindest teilweise – positiv gegenüber (9,2% antworteten mit "ja", 29% mit "eher ja" und 22,4% mit "teils/teils"). Die restlichen knapp 40% waren dahingehend eher skeptisch (Abb. 4).

6) Informationsbedarf

Zu den Themen Rauchstopp und dem Potenzial einer Schadensminderung durch verbrennungsfreie Alternativen wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel wünschten sich insgesamt knapp 60% der Befragten mehr Informationen, 33% fühlten sich ausreichend informiert.

Wichtig für die Sprechstunde
  • Die deutliche Mehrheit der Befragten spricht das Thema "Rauchstopp" in der Sprechstunde an.
  • Fast 40% konstatierten Informationsdefizite in puncto Raucherberatung.
  • Ca. 60% standen tabakfreien Alternativen (E-Zigarette, Tabakerhitzer) – zumindest teilweise – positiv gegenüber.

[1] Barrieren des Rauchstopps 2022



Autorin
Dr. Vera Seifert

Die Umfrage wurde unterstützt von der Philip Morris GmbH.


Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (6) Seite 44-45