Arnika – auch Bergwohlverleih genannt – wird erst seit dem 18. Jahrhundert in der Medizin eingesetzt. Bei den mittelalterlichen "Vätern der Botanik" wird sie selten erwähnt. Aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften gelten lokale Arnika-Zubereitungen zunehmend als Alternative zu Ibuprofen- bzw. Diclofenac-Einreibungen.
Arnica montana ist eine Gebirgspflanze und gedeiht in Höhen von bis zu 2.800 Metern. Doch meistens ist sie in Mittelgebirgen heimisch. Aufgrund der arzneilichen Verwendung war der Bestand von Arnika in Europa bedroht. Deshalb wurde sie in Deutschland 2005 als besonders geschützte Art eingestuft. Die Situation entschärfte sich, als es gelang, eine für den Feldanbau geeignete Sorte von Arnica montana unter dem Namen "Arbo" zu züchten. Deshalb stammt die heute arzneilich verwendete Droge (Arnika-Blüten – Arnicae flos) vorwiegend aus dem Anbau in Deutschland.
Positiv-Monografie "Arnika-Blüten"
Arnica montana gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wird 20 bis 60 cm hoch. Die Pflanze besteht aus einer bodenständigen Blattrosette mit grünen, ganzrandigen Blättern ohne Stiel. Aus ihr wächst ein Stängel, der am Ende zwischen Mai und August gelbe Blüten trägt. Die Droge besteht aus den getrockneten, meist zerfallenen Blütenkörbchen. Die Kommission E beim damaligen Bundesgesundheitsamt hat nach eingehender Prüfung eine Positiv-Monografie für diese Heilpflanze verabschiedet. Als Wirkungen nennt die Monografie bei lokaler Anwendung:- antiphlogistisch
- analgetisch
- antiseptisch
- Verletzungs- und Unfallfolgen (z.B. Hämatom, Prellung, Quetschung u.a.)
- Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut
- Furunkulose
- Entzündungen als Folge von Insektenstichen
- Oberflächenphlebitis
Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe
Charakteristische Inhaltsstoffe sind Sesquiterpenlactone vom Helenanolid-Typ. Hier sind besonders Ester des Helenalins und des Dihydrohelenalins mit kurzkettigen Fettsäuren zu nennen. Der antiphlogistische Effekt von Arnika-Zubereitungen wird vor allem durch Helenalin ausgelöst, das in verschiedene Stadien des Entzündungsprozesses eingreift. Helenalin und seine Derivate reduzieren die Freisetzung von lysosomalen Enzymen und deren Aktivität. Sie hemmen die Leukozytenwanderung und Chemotaxis, die Histaminfreisetzung aus Mastzellen, die Prostaglandinsynthese sowie die Aktivität der Phospholipase.
In einzelnen In-vivo-Assays wie z.B. Carrageenan-Ödem der Rattenpfote, Mausohrödem u.a. zeigten die Helenaline eine bis zu viermal stärkere Ödemhemmung als die Vergleichssubstanz Indometacin (Willuhn 1991, Klaas et al. 2002). Neuere Untersuchungen ergaben, dass Helenalin und Dihydrohelenalin sowie ihre Esterderivate schon an zentraler Stelle in die Entzündungskaskade eingreifen, indem sie die Aktivierung der Transkriptionsfaktoren NF-KB und NF-AT hemmen. Aus dem hemmenden Einfluss auf diese zentralen Mediatoren der menschlichen Immunantwort resultiert eine Abnahme der Entzündungsreaktion, indem die Transkription verschiedener Gene von Entzündungsmediatoren (z.B. IL-1β, IL-2, TNF-α) unterbunden wird. Als weitere Inhaltsstoffe der Arnika-Blüten sind etherisches Öl, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Cumarine zu nennen.
Interaktionen: Keine bekannt
Keine innere Anwendung: Das manchmal in Laien-Handbüchern empfohlene Trinken von Arnika-Tee führt zu toxischen Nebenwirkungen (Erbrechen, Atembeschwerden, kardiotoxische Effekte) und sollte deshalb vermieden werden.
Die praktische Anwendung von Arnika-Zubereitungen
Arnika-Tinktur wird nach dem Europäischen Arzneibuch aus einem Teil getrockneten Blüten und neun Teilen 60- bis 70%igem Ethanol hergestellt. Die Tinktur ist die häufigste Applikationsform, darf aber wegen möglicher Hautreaktionen nur verdünnt angewendet werden. Dabei sind folgende Verdünnungen einzuhalten: Für Umschläge Tinktur 3- bis 10-fach mit Wasser verdünnen, für Mundspülungen Tinktur 10-fach mit Wasser verdünnen, Salben sollten maximal 20 bis 25% Tinktur enthalten. Für einen Tee (Aufguss nur zur äußerlichen Anwendung) werden 2 g getrocknete Blüten auf 100 ml Wasser eingesetzt. Bei der äußerlichen Anwendung der verdünnten Arnika-Tinktur oder eines wässrigen Auszuges dringen die Sesquiterpenlactone durch die Haut ein und entfalten hier ihre antiphlogistische Wirkung. Während dieser Effekt von Arnika-Tinktur experimentell gut belegt ist, ist die Situation bei klinischen Studien bis jetzt noch unbefriedigend. In einer nach GCP-Richtlinien durchgeführten randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie bei 204 Patient:innen mit Arthrose an den Händen zeigte sich, dass Arnika-Gel eine Alternative zu Ibuprofen-Gel (5%) darstellt. Nach 3 Wochen Therapie waren sowohl in der Schmerzreduktion als auch in der Intensität und Dauer der Morgensteifigkeit keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Präparaten zu beobachten (Widrig et al. 2006). In einer offenen multizentrischen Studie zeigte sich, dass Arnika-Gel bei milder Arthrose des Knies eine therapeutische Alternative darstellt (ähnliche Wirkung wie Diclofenac-Einreibung) (Knuesel et al. 2002).
Apotheken, Drogerien und Supermärkte bieten ein großes Sortiment an Arnika-Präparaten an (z.B. WELEDA Arnika-Salbe 30%, Apothekers Dr. Imhoff`s Arnika Schmerz-fluid S äußerlich, Kneipp® Arnika Salbe S). Alle diese Präparate enthalten Arnika-Tinktur in verdünnter Form. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es durchaus sinnvoll ist, in seiner Sporttasche eine Arnika-Einreibung mitzuführen, um bei einer akuten stumpfen Sportverletzung sofort reagieren zu können.
Arnika in der Homöopathie
Arnika ist eines der wichtigsten Mittel in der Homöopathie und bewährt sich hier vielfach: als Wundheilmittel bei Verletzungen, Verrenkungen, Verstauchungen, Quetschungen, Hämatomen, Blutungen aller Art, nach Operationen zur Beschleunigung der Heilung, bei Zahnextraktionen, Muskel- und Gelenkrheumatismus, Venenentzündungen und Varizen. Deshalb sollte Arnika in keiner Hausapotheke fehlen! Darüber ist Arnika Bestandteil von mehreren Hundert homöopathischen Komplexmitteln.
- Bei lokaler Anwendung wirkt Arnika antiphlogistisch, analgetisch und antiseptisch.
- Indikationen sind z.B. Prellungen, Entzündungen in Mund und Rachen, Furunkulose und Thrombophlebitis.
- Arnika sollte man nicht innerlich (als Tee) anwenden.

Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (9) Seite 44-46