Reichen verhaltensbezogene Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen aus, um einen messbar positiven Effekt auf die (psychische) Gesundheit von Beschäftigten zu erzielen?

Personenbezogene Maßnahmen wie Kurse für Stressmanagement
oder die Teilfinanzierung einer Mitgliedschaft im Fitnessstudio werden als Verhaltensprävention bezeichnet, da sie aktiv das gesundheitsbewusste Verhalten der Beschäftigten ansprechen. Solche personenbezogenen Maßnahmen sind in vielen Betrieben Teil des Gesundheitsmanagements, während es an organisatorischen Maßnahmen meist mangelt. Das liegt u. a. daran, dass Letztere in vielen Betrieben nicht so einfach umsetzbar sind, weil z. B. eine Umgestaltung der Arbeitszeiten in Richtung 4-Tage-Woche am Personalmangel scheitert.

Dabei hat die Gestaltung des Arbeitsplatzes großen Einfluss auf die individuelle Gesundheit. Das gilt gerade in Berufen wie z. B. bei Ärzten und MFA, in denen man einem hohen Stressfaktor ausgesetzt ist. Nicht erst seit dem demografischen Wandel fehlt es z. B. meist an der Zeit, sich den Patienten so zu widmen, wie man es im Optimalfall gerne täte. Das kann zusätzlichen Stress bedeuten und auch die eigene Gesundheit negativ beeinflussen. Hinzu kommt eine höhere Wechselbereitschaft im Team, weil positive emotionale Bindungsfaktoren fehlen. Der Monitor „Arbeitsbedingungen und Unternehmenskultur“ identifiziert vier psychosoziale Arbeitsbedingungen, die eine starke Vorhersagekraft besitzen: Stress-Wahrnehmung, Bedeutung der Arbeit, Identifikation mit der Arbeit und Qualität der Führungskraft.

Insgesamt zeigten die ausgewerteten Daten, dass ein Anteil von 32 % (!) aller Arbeitsunfähigkeitstage durch die Gestaltung der Arbeitsbedingungen beeinflusst wird. Der nicht gestaltbare Anteil liegt bei 68 %, die sich bspw. aus Unfällen, Verletzungen oder Atemwegserkrankungen ergeben. Diese werden nicht durch die untersuchten Arbeitsbedingungen beeinflusst. Die Frage: „Lohnt sich das denn?“ kann also definitiv mit Ja beantwortet werden. Rechenbeispiel Anstatt durchschnittlich 20 AU-Tagen wie in untersuchten Abteilungen mit ungünstigsten psychosozialen Arbeitsbedingungen waren in den positiv bewerteten Teams durchschnittlich 13,6 AU-Tage pro Jahr zu erwarten. Bei 10 Beschäftigten addiert sich das auf 64 weniger Fehltage pro Jahr. Untersucht wurden im Rahmen des Monitors außerdem verschiedene Merkmale der Unternehmenskultur und ihre gesundheitlichen Auswirkungen auf die Mitarbeiter (Entwicklungsmöglichkeiten, Mitarbeiterbefragungen und Mitarbeiterbindung wie z. B. individuelle Boni). Es scheint zwei Gruppen von Betrieben zu geben, die s ch in der Ausprägung bestimmter Merkmale unterscheiden: Cluster 1 = mehr mitarbeiterorientierte Unternehmen und Cluster 2 = weniger mitarbeiterorientierte Firmen. Vergleicht man diese Gruppen dahin gehend, wie sich ihre Mitarbeitenden fühlen, wird deutlich: Nicht nur die Gesundheit der Angestellten leidet bei weniger mitarbeiterorientierten Unternehmen, auch Engagement sowie Verbundenheit werden negativ beeinflusst und die Wechselabsicht fällt wesentlich höher aus – und das unabhängig von Geschlecht oder Art der Tätigkeit. So zeigten mehr mitarbeiterorientierte Unternehmen z. B. ein um 21 % bis 33 % reduziertes Risiko, dass ihre jeweiligen Mitarbeiter eine hohe Wechselabsicht aufweisen.

Praxistipps

- Entwicklungspläne für die Mitarbeiter (MA) nutzen.
- Interne Aufstiegs- und Entwicklungschancen bieten.
- Wenn Sie unzufrieden mit de Leistung sind, bieten Sie Personalentwicklungsmaßnahmen.
- Auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Wert legen.
- Regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durchführen.
- Den Mitarbeitern Benefits bieten und sie in ihrer Weiterbildung fördern.


Literatur